Buchweizen

«Wenn die Stängel rot werden, kann ich mähen»

Vom Hof zum Acker ist es ein Katzensprung. Doch springen wäre jammerschade. Von Neyruz-sur-Moudon aus gebietet das überwältigende Alpenpanorama Entschleunigung. Hier wartet der Buchweizen von Biolandwirt Jean-Luc Jaton auf die Ernte für Biofarm.

«Wer selbständig sein will, braucht einen gewissen Charakter», sagt Jean-Luc Jaton. Im waadtländischen Dörfchen Neyruz-sur-Moudon bauert er als einziger der sechs Landwirtschaftsbetriebe nach den Richtlinien der Knospe von Bio Suisse. Und das neben seinem 70%-Pensum, das er als Sicherheitsberater für Landwirtschaft im 5 km entfernten Moudon bewältigt. Der Betriebsleiter der Ferme de la Croisée des Combremonts mit 24 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche zählt seine Arbeitsstunden lieber nicht. «So ist es, wenn man alles selber machen will in der Familie», meint dazu augenzwinkernd seine Frau Doris. Die ehemalige Sekretärin der Landwirtschaftsschule Grangeneuve FR lernte ihren Mann an der Arbeit kennen, nachdem Jean-Luc Jaton 2001 als Berater an dieses Ausbildungszentrum gekommen war, wo er acht Jahre später zudem als Lehrer tätig wurde. Auch die zusätzliche Übernahme des elterlichen Betriebs in dritter Generation hinderte den engagierten Agraringenieur nicht daran, den Themen Ausbildung, Betriebskontrolle und Prävention weiterhin einen Grossteil seiner Zeit zu widmen.

Gute Bodendeckerin

Kontrolle und Prävention sind ebenfalls auf dem Buchweizenfeld angesagt. Die wärmeliebende und frostempfindliche Kultur verträgt raues Klima, kommt aber in Neyruz-sur-Moudon auf über 760 m.ü.M niemals vor den Eisheiligen in den Boden. Jean-Luc Jaton bedient sich der russischen Sorte «Druschina». Sie sei eine gute Bodendeckerin, brauche nicht viel Dünger und blühe weniger lang, betont er. Vor der Aussaat bearbeitet der Landwirt im Februar den Ackerboden, auf dem er jeweils davor und danach Weizen anbaut. Er mischt eine Gründüngung aus Klee und Hafer ein. Nach zwei Wochen lockert, durchmischt und bearbeitet er das Feld und übriggebliebene Getreidestoppeln an der Oberfläche, um erneut Erde zuzuführen. Mit dieser Kulturtechnik des «falschen Saatbetts» erhält sein Buchweizen zusätzliche Nährstoffe.

Geerntet wird im August/September. Die Wahl des genauen Termins nach neun bis zwölf Wochen Wachstumszeit ist nicht immer leicht: Einerseits blühen die Pflanzen noch, während andererseits ihre Körner bereits abreifen. «Wenn die Stängel rot werden, ist es soweit, und ich kann mähen», erklärt der Landwirt. Dann muss auch das Wetter mitspielen – idealerweise drei bis vier Tage am Stück, damit die Schwaden am Boden genügend trocknen können. Und besondere Sorgfalt gilt auch beim anschliessenden Dreschen, sonst würden allzu viele Körner verlorengehen.

 

Mit Pionieren zusammenarbeiten

Nach der Ernte müssen die dreieckigen Nüsschen sofort getrocknet und gereinigt werden, denn eine hohe Erntefeuchte kann schnell zu Verderb führen. Diesmal fährt der Waadtländer seinen Buchweizen zu Cédric Morier ins 20 km entfernte Boussens. Dieser Biolandwirt ist mit einer Trocknungs- und Reinigungsanlage ausgerüstet. Wohin seine Ernte komme, sage ihm jeweils Biofarm, so Jean-Luc Jaton. Die Genossenschaft lernte er an einem Ausbildungsanlass für Umstellungsbetriebe kennen, wo Müller André Chevalier aus Cuarnens VD über neue, interessante Nischenkulturen und über Diversifizierung im Bio-Ackerbau referierte. Neues ausprobieren: Da war Jean-Luc Jaton dabei! Seit 2015 ist er überzeugtes Biofarm-Genossenschaftsmitglied: «Mit diesen gestandenen Biopionieren zusammenarbeiten, in meinen lockeren und tiefgründigen Böden jeweils Fruchtfolgen berücksichtigen, weniger Herbst- und mehr Frühlingskulturen ausprobieren, die

Technik der Mulchsaat anwenden, weniger düngen, ja, und Senf anbauen – der blüht so hübsch!» Jean-Luc Jaton, der ruhige Macher, gerät ins Schwärmen. Für den Bauer, Berater und Lehrer von Neyruz-sur-Moudon waren Nitrate oder das seit 2020 endlich verbotene Pilzbekämpfungsmittel Chlorthalonil, aber auch Bodenerosionsprobleme, die zu Überschwemmungen führten in seinem Dorf, schon lange vor der Umstellung ein Riesendorn im Auge. Der Biolandbau hat überzeugt. «D’Wält rette», lautet dazu der Kommentar von Doris Jaton. Wie recht sie hat.

Autorin: Sabine Lubow

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Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick

Ferme de la Croisée des Combremonts

Jean-Luc (1969) und Doris (1969) Jaton mit Nicolas, Amélie und Julie

Hofübernahme: 2000

Umstellung auf Bio: 2015

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 24 ha
  • Ackerbau: Raps, Hirse, Buchweizen, Lein, Speisehafer, Brot- und Futtergetreide;
  • Kunst- und Naturwiesen; ökologische Ausgleichsflächen; Hecken;
  • Obstgarten mit 25 Hochstammbäumen: Pflaumen, Äpfel, Kirschen; 
  • Tiere: 4 Mutterkühe (Limousin) mit Stier, 2 Kälber (Bioweidebeef); Katzen und Kaninchen.
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