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Sonnenblumen-Scherrer
Die schlauen Sachen filtern
Mitten im Grünen liegt der Biohof Eichholz, Lebensmittelpunkt von Mischa und Yvonne Scherrer: Bei Lengnau im Kanton Bern betreiben sie Milchwirtschaft und Ackerbau. Fern vom Mittellandverkehr wachsen hier Dinkel, Weizen und Ölsonnenblumen für Biofarm.
Musik dringt durch das dichte Blattwerk der Linde vor dem Wohnhaus. Die angenehmen Klänge gelten dem Fleckvieh vom «Eichholz», dem Biohof von Familie Scherrer im bernischen Lengnau. In ihrem Laufstall strahlen die Tiere Ruhe und Zufriedenheit aus. Ganz wie die fünfköpfige Familie, die uns willkommen heisst.
Einige Jahre lang hatten sich der Meisterlandwirt Mischa Scherrer aus dem Toggenburg und seine Frau Yvonne gedulden müssen, bis sie hierher fanden. Nach intensiver Suche konnten sie den Knospe-Betrieb in Pacht übernehmen. «Ich habe mir gesagt, entweder geht’s, oder ich fliege raus aus Bio», erzählt der Betriebsleiter. Der Grund für die Zweifel: Ausser einem Lehrjahr auf dem Gut Rheinau habe er damals keine Erfahrung in dieser Produktionsweise gehabt.
Mischa Scherrer bildete sich weiter, lernte im Gespräch mit Berufskollegen und auf Flurbegehungen, unter anderem auch mit der Biofarm-Genossenschaft. «Die schlauen Sachen filtern», nennt er das. Überzeugt hält er fest, dass es für ihn heute vom Biolandbau keinen Weg mehr zurückgebe. Seine Frau stimmt zu. Yvonne Scherrer, die nach zwei Lehrabschlüssen als Konditorin und Käserin zusätzlich die Bäuerinnenschule absolvierte, widmet sich neben Familie, Haus und Garten den Hühnern und Schweinen. Im Gespräch wird schnell klar, dass Bauern für dieses Paar Berufung ist und ihnen die viele Arbeit Freude macht. Selbst wenn die Arbeit zwischendurch wenig Schlaf zulässt und sich Sorgen am Himmel auftürmen, wie zum Beispiel ein verheerendes Hagelunwetter über den Lengnauer Feldern.
Den Boden aufbauen
Mit Gemüse, Fleisch, Eiern, Obst und Mehl vom Getreide eigener Produktion sind die Scherrers im wahrsten Sinn des Wortes Selbstversorger. Der Grünlandanteil auf diesem Betrieb ist beachtlich. Nach jeweils zwei Jahren Ackerbau wird erneut Gras ausgesät. Das federe viel Unkrautdruck ab für die Weizen-, Sonnenblumen- und Dinkelkulturen, erklärt der Landwirt. Die Heuballen für die kraftfutterfreie Nahrung seines Viehs lässt er zum Trocknen belüften: «So kann ich früher mähen, denn je länger bei uns hier im Mittelland das Gras draussen bleibt, desto höher ist der Verlust an wertvollen Anteilen wie Klee und Kräutern.»
Für Mischa Scherrer hat Qualität oberste Priorität. Je mehr Sorge man zum Boden trage, desto weniger Schädlinge tauchen auf, betont er. Zur Verbesserung des Bodens verzichtet er auf den Pflug und nimmt lieber den schonenderen Geohobel. Dieser zerkleinert beachtliche Mengen Gründüngung und vermengt sie gleichzeitig mit der oberen, sauerstoffreichen und biologisch aktivsten Bodenschicht. So stehen die organischen Stoffe dem Bodenleben als Nahrung unmittelbar zur Verfügung.
Nach sorgfältiger Vorbereitung des Saatbeets folgt jeweils im Frühling die Aussaat der Ölsonnenblumen – aber erst, wenn der Boden genügend warm ist. Mischa Scherrer erklärt: «Das Entwicklungspotenzial bei Wärme ist enorm, dann wächst die Saat in vier Wochen bis zu einem Meter hoch, und auch zu düngen brauche ich nicht, wenn zuvor mit organischem Dünger wie Mist und Gülle in bewachsenen Kulturen wie Gras die Bodenkraft gut aufgebaut wurde.» Ohnehin sei viel Düngen ungesund: dadurch würden die Sonnenblumenköpfe zu gross, faulten und fielen zu Boden. Und auch der Dinkel oder der Weizen wahrten mit seiner Methode ihren guten Stand, was ebenso gut sei für Ertrag wie Qualität.
«Sauber, trocken, ohne Fremdkörper»
Für den richtigen Erntezeitpunkt seiner Kulturen spielt wie überall in der Landwirtschaft das Wetter die entscheidende Rolle. Mischa Scherrer: «Gegen Oktober, wenn die Köpfe der Sonnenblumen so richtig hässlich sind und die Taubenschwärme kommen, dann ernten wir.» Wo sich noch Wochen zuvor die gelben Schönheitsköniginnen mit Sicht übers Schweizer Mittelland nach der Sonne drehten, werden ihre Überbleibsel zu Mulch. Der Boden, auf dem sie standen, wird schonend gelockert und bereit gemacht für die nachfolgende Kultur: Weizen oder Dinkel. Dünger gibt auch diesen der Bauer wie erwähnt wenig bis gar keinen. Wer schlaue Sachen filtert, der weiss: weniger ist mehr.
Autorin: Sabine Lubow
Dazugehörige Produkte
Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick
Biohof Eichholz
Mischa (1980) und Yvonne (1978) Scherrer mit Ladina, Livian und Julian
Pachtübernahme: 2011
Umstellung auf Bio: 1996
- Landwirtschaftliche Nutzfläche 39 ha
- Acker- und Futterbau mit Dinkel, Weizen, Mais, Sonnenblumen, Speisehirse, Soja, Borlotti-Bohnen
- Ökoflächen und Kunstwiesen
- Tiere: 23 Milchkühe (Fleckvieh), Rinder und Kälber, 40 Legehennen, 4 Schweine
Impressionen





















