Roggen-Richhard

Roggenfeld mit Innenleben

Mitten in der kleinen Berner Gemeinde Wynau steht an der Hauptstrasse der Hof von Familie Richard. Bereits in dritter Generation wird der Pionierbetrieb nach den Richtlinien des Biolandbaus bewirtschaftet. Immer schon kultivierten seine Besitzer Roggen und dies immer auch für Biofarm.  

Noch einige Male soll es an diesem sonnigen Junitag im nordöstlichsten Zipfel des Kantons Bern auftauchen, das Wörtlein «immer». Auf dem Fussweg vom Hof zum Roggenfeld erzählt Landwirt Gerhard Richard: «Schon immer habe ich hier im Oberaargau gelebt, schon immer habe ich mich für die Landwirtschaft interessiert und von uns Kindern am meisten mitgeholfen auf dem Hof.» Der zurückhaltend und bescheiden wirkende Berner hat sich dennoch für den Schreinerberuf entschieden. Den übt er weiterhin im 60%-Pensum in einer Schreinerei in Murgenthal aus. Den elterlichen Biobetrieb hat er 2003 übernommen und widmet sich der Landwirtschaft im Nebenerwerb «zu 60%, inklusive Wochenende», betont er. Sein Vater unterstütze ihn noch wo er könne, vor allem beim Maschinenflicken. Tatkräftig steht ihm auch seine Lebensgefährtin Catherine Schafer zur Seite. Die gelernte Übersetzerin arbeitet in Bern als Fachreferentin im Bundesamt für Polizei. Als begeisterte Natur- und Pflanzenfreundin hat sie im Nebenerwerbskurs in der Bio-Schule Schwand eine Grundausbildung in Biolandbau absolviert.

Korn, das bricht, ist reif

Wir treffen am Rand des schönen Roggenfelds ein, wo feine Ähren im Sommerwind wippen und uns in der gleissenden Sommersonne entgegenblinzeln. «Der Roggen eignet sich gut für diesen Boden hier mit wenig Humus. Es ist ein genügsames Getreide, und er benötigt nicht viel Dünger», erklärt Gerhard Richard. Er zeigt auf das nahegelegene Kieswerk hinter dem Feldrand. Seit den fünfziger Jahren wird zwischen dem Dorf Wynau und dem Naturgebiet Murg Kies abgebaut. Es stammt vom Aaregletscher, der einst bis ins Emmental reichte. In der biolandwirtschaftlichen Praxis ist die Vielfalt an verschiedenen Ackerkulturen und Anbaupausen ein wichtiges Grundelement der Fruchtfolge. Seinen Roggen baut Gerhard Richard nach Weizen, Hafer und Linsen an. Im September sät er ihn aus und fährt im März/April einmal mit dem Striegel über den Acker, um gegen das Unkraut anzugehen. In aufwändiger Handarbeit beseitigt er Blacken und Disteln. Über die Jahre erntet der Landwirt für Biofarm zwischen 25 und 50 kg Roggen pro Are, den er in die Landi Oberbipp bringt. Den richtigen Erntezeitpunkt zu treffen, sei besonders wichtig, sagt er. Ist in der Erntezeit eine Regenperiode angesagt, besteht die Gefahr, dass die Körner schon in der Ähre auskeimen. In einem solchen Fall kann die Ernte nur noch als Futtergetreide Verwendung finden. Gerhard Richard: «Wenn man das Korn auf den Zähnen zerbeisst und es bricht, dann ist es gut.» Er nimmt zudem Proben aus dem Feld, um den Feuchtigkeitsgehalt seines Roggens zu messen. Maximal 14,5% seien gut, hält er fest, doch wenn Schlechtwetter angesagt sei, würde er ihn schon bei 16% dreschen lassen. Und er betont: «Dann muss man das Korn aber sehr rasch in die Sammelstelle bringen und nachtrocknen können, sonst wird es grau und klebt zusammen.» 

Süsse Nachbarschaft

Vorerst profitiert Gerhard Richards Roggen von den vielen warmen und trockenen Sonnentagen, bis im Juli/August der Mähdrescher kommt. Erntereif ist in diesen Junitagen auf dem Roggenacker in Wynau indes etwas anderes Feines. Catherine Schafer steht vornübergebeugt in einer von bunten Blühstreifen gesäumten Brache, die mitten durchs Feld führt. Lachend kommt sie mit einer Schale frischgepflückter Erdbeeren an den Feldrand zurück: «Bitte, probieren!». In der Tat: Diesen ausnehmend aromatischen Früchtchen scheint die direkte Nachbarschaft zum Roggen bestens zu bekommen. Seit vielen Jahren schon liefert der Biohof von Familie Gerhard neben Roggen, Weizen, Hafer und Linsen auch Tiefkühlerdbeeren an Biofarm. Dazu die passionierte Teilzeit-Bäuerin «Die Zusammenarbeit mit Biofarm macht Freude und ist unkompliziert, die Genossenschaft ist gegenüber uns Produzenten flexibel und wertschätzend.» Und nach einer weiteren Probierrunde Beeren fügt sie mit schelmischem Seitenblick zu ihrem Lebenspartner hinzu: «Wenn wir sehen, was die Biofarm aus unseren und all den anderen regionalen Schweizer Produkten macht, staunen wir immer wieder über die Vielfalt - von ihren Nüssen und Kernen und erst ihren superfeinen Flutes bin ich ein absoluter Fan!» Wetten, beide waren das «schon immer».

Autorin: Sabine Lubow

Dazugehörige Produkte

Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick 

Biohof Richard

Gerhard Richard (1965) und
Catherine Schafer (1965)

Hofübernahme: 2003

Umstellung auf Bio: 1960

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 6.6 ha
  • Ackerkulturen:Roggen, Weizen, Hafer, Linsen
  • Kunstwiesen
  • Obst: ca. 40 Obstbäume, Erdbeerkultur, Beerensträucher
  • Gemüsegarten zur Selbstversorgung
  • Tiere: 20 Skuddeschafe, 1 Appenzeller-Sennenhund
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