Lein - Elmiger

Wenn die «Knöllchen» rascheln… 

Oberhalb von Baldegger- und Hallwilersee bewirtschaften Franz und Liz Elmiger den Biohof Chlotisberg. Auf diesem Betrieb mit bewegender Vergangenheit schreiben sie ein feines Kapitel Landwirtschaftsgeschichte – unter anderem mit Leinanbau für Biofarm.   

Das Betriebskonzept mit Finanzierungsnachweis, das Franz Elmiger im Jahr 2004 für den Pachthof Chlotisberg beim Altersheim von Gelfingen LU vorlegte, hatte überzeugt. Unter 50 Mitbewerbern erhielt der gelernte Bauer, Agronom FH und Treuhänder den Zuschlag. Seither hat sich viel verändert dort oben, an der sanft abfallenden Westflanke des Lindenbergs. Den klassischen Milchviehbetrieb verwandelten die neuen Besitzer in einen vielseitigen Biohof mit Ackerbau, Rinder- und Hühneraufzucht. Das einst dem Hof angeschlossene Alters- und frühere Armenheim wich einem privaten Seminarzentrum.

Neustart in den Dreissigern

Franz Elmiger, aufgewachsen auf einem Hof im 3 km entfernten Ermensee, hatte zehn Jahre als Treuhänder im Thurgau gearbeitet und war oft auf Höfen unterwegs. «Das wollte ich nicht bis zur Pensionierung machen», erzählt er, und seine Frau Liz knüpft an: «Für uns lief alles gut, aber so mit 30/35 dachten wir uns - wenn wir noch etwas machen wollen, dann jetzt.» Auch sie stammt aus bäuerlichem Umfeld, arbeitete als medizinische Laborantin. Beide waren inspiriert von Familienmitgliedern, die auf Biolandbau umgestellt hatten und sahen, dass sich damit Perspektiven öffnen konnten. Auf dem Chlotisberg 60 Kühe mit Robotern zu melken, das sei für sie nicht in Frage gekommen, so Franz Elmiger. Sie wollten die Dinge selber machen – lieber weniger und dies professionell. Der Betriebsleiter betont: «Wir sind kein Gnadenhof, sondern eine produzierende ökologische Landwirtschaft, und wir nehmen Rücksicht auf die Umwelt.» 

Respekt vor dem Boden 

Auf dem Weg zum Leinfeld erzählt Franz Elmiger, wie er mit Biofarm in Kontakt kam: «An Flurbegehungen lernte ich sie kennen. Die Genossenschaft ist partnerschaftlich mit uns Landwirtschaftsbetrieben verbunden, man interessiert sich, fragt nach, wie die Kulturen aussehen.» Schmunzelnd berichtet er, dass er sich freue, wenn auf seine Bilder per WhatsApp die Rückmeldung folgt: «Sieht gut aus!»
Eingebettet in der traumhaften Landschaft zwischen Wiesen und Wald, macht sich der Lein von Chlotisberg super. Seit 2017 setzt der Biolandwirt die Grundsätze der regenerativen Landwirtschaft um. Wie der Name besagt, steht die Regeneration des Bodens und damit des Bodenlebens und der Biodiversität im Zentrum der Bemühungen. Franz Elmiger bearbeitet seine Felder lediglich an der Oberfläche, setzt kaum den Pflug ein, dafür eine Art Ackerfräse, den sogenannten Geohobel. Seine Kultur breitet sich an diesem Junitag aus wie eine Ode an den Sommer. Dennoch bemerkt der Bauer kritisch: «Der Lein ist etwas ‘vernäschtet’, es sind halt feine Pflänzchen.» 
Wie im Biolandbau üblich, hat auch dieser Ackerboden seine Geschichte im Wechsel der Jahre mit unterschiedlichen Fruchtfolgen. Zuvor war er für Dinkel bestimmt. Nach der Ernte gab Franz Elmiger dem Boden eine schnellwachsende, artenreiche Gründüngung. In diese verteilte er verrotteten Stallmist und arbeitete später alles ein. «Nach einer Woche war der Boden wie Gartenerde», schwärmt er. Seine Herbstsaat im September entpuppte sich als gute Entscheidung. Der darauffolgende Frühling war ziemlich nass, schnell schossen die zarten Pflänzchen aus dem Boden und konnten dem Unkraut davonwachsen. Die anschliessende Trockenheit und die Wärme waren umso willkommener. Franz Elmiger nimmt einen der hohen Stängel mit den Samenkapseln in die Hand und schüttelt sanft. Wir lauschen gespannt: «Wenn die Knöllchen rascheln, dann ist er reif.» 

Zart und zäh zugleich 

Noch zwei, drei Wochen, und die Ernte kann beginnen. Dann gilt höchste Sorgfalt, denn: einmal zart, immer zart! Der Ernteverlust wäre enorm, wenn in dieser letzten Phase die Samen aus den Kapseln springen. Franz Elmiger wird sich des Motormähers bedienen und die Pflanzen ein bis zwei Tage zum Trocknen an den Schwad legen – das heisst, nach dem Schnitt wird das Mähgut am Boden in Reihen zusammengerecht. Familie Elmiger übernimmt das Trocknen der Leinernte selbst. Bei schönem Wetter dauert dies drei bis vier Tage, bei Regen kommen die Pflanzen in die hofeigene Belüftungsanlage. Aus den feinen langen, aber sehr zähen und faserigen Stängeln entsteht Einstreu für die Aufzuchtrinder, gestreckt mit Dinkel- und Weizenstreu. Auch das wird rascheln, nur anders.

Autorin: Sabine Lubow

Dazugehörige Produkte

Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick 

Biohof Chlotisberg 

Franz (1968) und Liz (1971) Elmiger-Bühlmann mit Eline, Linus und Timon

Hofübernahme: 2004

Umstellung auf Bio: 2005

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 28 ha
  • Ackerkulturen: Lein, Auskernbohnen, Weizen, Dinkel, Hirse, Hafer, Linsen, Kartoffeln
  • Spezialkulturen: Winterzwiebeln; Saatgut für Zuckermais, Stangenbohnen, Zucchetti und Sonnenblumen
  • Natur- und Kunstwiesen; Ökoflächen; Wald
  • Garten mit verschiedenem Gemüse und Früchten in Mischkultur
  • Obst: 66 Hochstammbäume mit Kirschen, Zwetschgen, Äpfeln, Birnen, Pflaumen
  • Tiere: 2’000 Aufzuchthennen, 30-40 Aufzuchtrinder 
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