Einkorn-Hunkeler

Definitiv eins a, dieses Korn!

Im südlichen Zipfel des Aargaus, eingebettet zwischen den Kantonsgrenzen Luzern und Zug, liegen die Felder von Andrin Hunkeler. Der junge Biolandwirt widmet sich für die Biofarm-Genossenschaft einem sehr alten Getreide: dem Einkorn.

Das Umdenken auf Bio sei mit der Zeit gekommen, sagt Andrin Hunkeler. Nach seiner Ausbildung zum Landwirt, einigen Lehr- und Wanderjahren und dem Besuch der Technikerschule auf dem Strickhof, übernahm er 2013 den Betrieb von seinen Eltern Joseph und Marie-Theres auf dem Holderstock bei Sins im Freiamt. Wo einst Milchkühe und Mastschweine den bäuerlichen Alltag prägten, weidet heute eine Herde Mutterkühe der zotteligen Galloway-Rasse. Anstatt einstigen Mastsäuli-Grunzens ist unterhalb der Landwirtschaftsgebäude, von viel Grün umgeben, das Gackern von Masthühnern zu vernehmen. Viel hat sich verändert, doch die phänomenale Aussicht ist geblieben. Geradezu neidisch könnte man werden auf den Panoramablick Richtung Innerschweiz mit der Schönheit der Rigi, flankiert von all den Silhouetten der Bergwelt.

Mit den Linsen fing es an

Weil nach der Hofübernahme sowieso Umbauarbeiten angestanden wären, investierte Andrin Hunkeler zunächst in Stallungen. Er erzählt: «Durch die betrieblichen Veränderungen wurde viel Ackerfläche frei, weshalb ich mit dem Ackerbau begonnen habe.» Er baute Futtergetreide an und war in der zweijährigen Umstellungsphase nach den Richtlinien von Bio Suisse auf der Suche nach anderen Möglichkeiten. Auch Biofarm suchte, und zwar neue Betriebe für den Anbau von Biolinsen. Der Zufall führte beide zusammen. Seither liefert Familie Hunkeler zudem Weizen und Einkorn an die Genossenschaft. «Der Genossenschaftsgedanke gefällt mir – genauso wie der Bio-Gedanke», betont der Landwirt. Dies überzeugte ihn, sich nicht nur als Produzent, sondern auch als Genossenschafter für seine Abnahme-Organisation zu engagieren. Als 2021 ein schweres Hagelgewitter und nasskaltes Wetter seiner Kultur dermassen zusetzten, dass das Korn auswuchs, sei Biofarm hinter ihm gestanden. «Sie haben alles getan, um uns anständige Preise zu geben und nach Lösungen gesucht. Das ist nicht selbstverständlich.»

Lange nichts zu sehen

Einkorn, dieses Urgestein unter den Getreiden, hat auf dem Holderstock einen guten Platz gefunden. Die Aussaat mit Saatgut aus der Vermehrung des Biosaatgutspezialisten Sativa Rheinau (ZH) erfolgt im Oktober/November jeweils auf Feldern, die zuvor Weizen trugen. Im Juli bepflanzt Andrin Hunkeler das abgeerntete Weizenfeld mit einer Gründüngung. Diese führt er später dem Boden als Mulch wieder zu. Hierzu fährt er je nach Wetter zweimal mit dem Grubber über den Acker. Mit diesem Gerät lockert und zerkrümelt er den Boden, was gleichzeitig zur Einarbeitung des organischen Materials – den Nährstoffen für die Folgekultur – wie auch zur Unkrautbekämpfung dient. «Unkraut ist beim Einkorn heikel, denn dieses ist fein und wächst in der Anfangsphase ganz langsam», erklärt er. Deshalb striegelt der Biobauer seinen Einkorn-Acker im Frühling, wenn das Unkraut aus dem Boden schiesst. Die Zinken des Striegels reissen die schneller spriessenden Beikräuter heraus oder verschütten sie. Andrin Hunkeler: «Bis anfangs Mai ist kaum etwas zu sehen, aber dann kommen innerhalb von drei bis vier Wochen die Ähren.»

Lieber langfristig als mehr

Färben sich Ende Juli/Mitte August die hellgrünen Ähren an den langen, feinen Stängeln ins Gelbliche, werden auch die Körner hart. Drei bis dreieinhalb Tonnen pro Hektare erntet der Landwirt durchschnittlich. Weizen ergäbe für ihn das Doppelte an Ertrag, umso kostbarer ist dieses einzigartige alte Getreide. Für ihn wie für seine Frau Nicole ist klar: Sie wollen lieber langfristig als mehr produzieren und damit auch dazu beitragen, weniger Dünge- und Spritzmittel zu importieren. Der gelernten Drogistin und Absolventin der Bäuerinnenschule bereitet es Sorge, dem extremer werdenden Wetter ausgeliefert zu sein. Von den vier Landwirtschaftsbetrieben der Umgebung betreibt Familie Hunkeler als einzige Biolandbau. Lange hätten sie sich zwar mit dem leidigen Blacken-Stechen auseinandersetzen müssen, so der Biobauer, «aber uns ist der respektvolle Umgang mit der Natur und mit den Tieren wichtig.» Denn darin sind sich die jungen Eltern einig: «Wir wollen so produzieren, dass sich unsere Enkelkinder keine Sorgen machen müssen um die Zukunft unseres Planeten.»

Autorin: Sabine Lubow

Dazugehörige Produkte

Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick 

Biohof Holderstock

Andrin (1988) und Nicole Hunkeler-Blaser (1989) mit Sina und Mara

Hofübernahme: 2013

Umstellung auf Bio: 2017

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 26. ha
  • Ackerbau: Einkorn, Weizen, Dinkel, Linsen, Futtermais
  • Kunstwiesen, Ökoflächen, Wald
  • Obst: 180 Hochstammbäume mit Äpfeln, Birnen, Kirschen, Baumnüssen, Most- und Verarbeitungsobst
  • Tiere: 15 Mutterkühe (Galloway, Pinzgauer), 1 Muni (Aubrac), 2'500 Freiland-Masthühner
  • Direktverkauf
  • www.freiaemterbeef.ch
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