Familie Flükiger - Hafer

Säen und ernten, wo Weltliteratur erblühte 

Im Emmental bewirtschaften Markus und Andrea Flükiger den Biohof Flühlen. Nicht nur ihr Weizen nimmt den Weg zu Biofarm. Der Biolandwirt aus Grünenmatt BE trägt im Team der Genossenschaft dazu bei, dass im Lager und an den Abfüllanlagen alles rund läuft. 

Die Strasse von Lützelflüh bis zum Hof von Familie Flükiger im drei Kilometer entfernten Grünenmatt trägt den Namen von Jeremias Gotthelf. Am einstigen Wirkungsort des grossen Schweizer Dichters und Pfarrers aus dem 19. Jahrhundert kommt niemand so einfach vorbei. Noch heute wirken die Gehöfte und Felder dieser malerischen, leuchtenden Gegend des Emmentals wie Illustrationen seiner unglaublichen Schaffenskraft. Da macht der Biohof Flühlen keine Ausnahme. In achter Generation führt der gelernte Landmaschinenmechaniker und Meisterlandwirt Markus Flükiger zusammen mit seiner Frau Andrea den Betrieb, den zuvor seine Schwiegereltern Hans und Margrit Gammeter bewirtschafteten. Ihrer Tochter hatten sie angeboten, den Hof mit dem denkmalgeschützten Bauernhaus zu übernehmen. Sie und ihr Mann haben angenommen. Auf dem Betrieb übernimmt sie eigenverantwortlich Arbeitsbereiche und ist nicht selten auf dem Traktor bei Feldarbeiten anzutreffen. Die in Personalmanagement und Beratung ausgebildete HR-Fachfrau begeistert sich ebenso für die Arbeit mit Menschen im Bereich Psychosomatik. Davon profitieren auf dem Biohof Flühlen alle.

Alt und Neu verbinden 

«Der gesunde Boden mit den fruchtbaren Parzellen ist eine Leihgabe von unseren Vorfahren an zukünftige Generationen. Daher wollen wir ihm Sorge tragen, um ihn an unsere Nachkommen weiterzugeben», sagt Andrea Flükiger. Ihr Vater habe den Betrieb naturnah und umweltschonend geführt, was die Umstellung auf Biolandbau erleichterte, betont sie. Markus Flükiger erinnert sich mit einem Schmunzeln an die erste Zeit in Grünenmatt: «Als Fremder, der auf den Hof kam und kurz nach der Übernahme auf Bio umstellte, stand ich unter Beobachtung.» Er fügt an, dass er damals bereits im Lager der Biofarm-Genossenschaft im rund 20 Kilometer entfernten Kleindietwil gearbeitet habe. Auch dies sei der Umstellung förderlich gewesen. Was die Kulturen anbelangt, hat sich bei Flükigers nicht viel geändert. Zum Anbau von Brotweizen kamen insbesondere Speisehafer und UrDinkel hinzu. Markus Flükiger versuchte es auch mit Spezialkulturen, wie etwa Lupinen, doch musste er feststellen, dass sie sich auf 660 m ü. M. nicht besonders gut entfalten konnten. 

Ausgewogene Fruchtfolge

Um die Bodenfruchtbarkeit auf seinen Feldern zu erhalten und zu verbessern, sowie um pflanzenspezifische Schädlinge vorzubeugen, die sich auf den stets selben Pflanzenfamilien leichter ausbreiten können, hält Markus Flükiger für seine Kulturen eine ausgewogene Fruchtfolge ein. Den Brotweizen sät er im Spätherbst auf der Parzelle aus, auf der er zuvor Maispflanzen abernten konnte. Als Saatgut dienen ihm Sorten, die robust und somit weniger krankheitsanfällig sind. Zur Unkrautbekämpfung fährt er ein- bis zweimal mit dem Striegel über den Acker. Mit dem eigenen Hofdünger sorgt er dafür, dass die Kultur auf dem mittelscheren Boden von gutem, natürlichem Stickstoff profitieren kann. Unter den zunehmend schwierigeren klimatischen Bedingungen, regenreichen Wintern und trockenen Sommern, sei es eine Herausforderung, qualitativ guten Brotweizen ernten zu können, erklärt er. 

Bereicherung durch ergänzende Aufgaben

Ist im Hochsommer nicht nur der Weizen, sondern auch der Speisehafer für Biofarm reif, herrscht bei Flükigers Hochbetrieb. Die Haferernte kommt zur Aufbereitung in die 23 Kilometer entfernte Getreidesammelstelle von Ersigen. Die Weizenkörner werden in die Mühle im Nachbardorf geliefert, bevor sie der Landwirt bei Biofarm quasi erneut «in Empfang» nimmt. «Meine Aufgaben im eigenen Betrieb und bei der Biofarm-Genossenschaft ergänzen sich optimal und bereichern mich», sagt er. Als Mitglied eines eingespielten Teams sorgt er dafür, dass im Lager die richtigen Mengen zur richtigen Zeit am richtigen Ort in einwandfreier Qualität eintreffen und dass die Abfüllanlagen mit ihren hochkomplexen Einstellungen perfekt funktionieren. Markus Flükiger gerät ins Schwärmen, wenn er in der heimelig eingerichteten Stube mit Kachelofen und den Albert-Anker-Bildern nachempfundenen Gobelins von Hightech im Hochregallager und von automatisierten Lagerplätzen mit Strichcode berichtet. Auf die topmodernen Anlagen im Biofarm-Neubau von Huttwil freut er sich: «Alles wird viel effizienter und spannend werden». Sie würden Augen machen: Jeremias Gotthelf, mitsamt Ueli, Hans Joggeli, Barthli, Anne Bäbi und wie sie alle heissen in der Weltliteratur aus dem Emmental.

Autorin: Sabine Lubow

Dazugehörige Produkte

Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick 

Biohof Flühlen 

Markus (1976) und Andrea Flükiger (1980) mit Livio und Lara 

Hofübernahme: 2016

Umstellung auf Bio: 2017

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 24 ha
  • Acker- und Futterbau: Speisehafer, Brotweizen, UrDinkel, Gerste, Silomais, Triticale, Grünland; Wald
  • Obst: 60 Hochstammbäume mit Äpfeln, Birnen, Zwetschgen, Kirschen
  • Tiere: Milchkühe und Zuchtrinder (Swiss Fleckvieh), Hofhund Beni, 3 Katzen
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