Wir verwenden Cookies, um Ihre Erfahrungen besser machen. Um der neuen e-Privacy-Richtlinie zu entsprechen, müssen wir um Ihre Zustimmung bitten, die Cookies zu setzen.
Emmer - Frühauf
Anbauen, was auch selber schmeckt
Gut möglich, dass solches Prachtgetreide hier bereits im Mittelalter gen Himmel strebte. Nahe des einstigen Klosterhofs von Sankt Urban bei Pfaffnau LU baut Marc Frühauf vom Biohof Grünboden Emmer an für Biofarm. Dem Betriebsleiter ist das Urgetreide allemal ein Versuch wert.
Manchmal geht so etwas wie ein Ruck durchs Leben: Ein Stein kommt ins Rollen, und eine Veränderung ergibt die andere. So ähnlich muss es Marc Frühauf 2016 ergangen sein. «Innerhalb von einem Jahr hat sich alles ergeben», beginnt er. In jenem Jahr lernte der junge Architekt seine Frau kennen, die als Humanmedizinerin arbeitete. Beide liebäugelten schon länger mit dem Wunsch, auch als Bäuerin und Bauer zu wirken. «Ich war stets davon ausgegangen, dass meine Schwester hier einmal übernehmen würde», so der heutige Leiter des Doppelbetriebs Biohof und Bio-Manufaktur Grünboden. Es kam anders.
Es geht auch mit wenig PS
Vater Urs Frühauf hatte 2005 die Bio-Manufaktur gegründet und sich auf das Trocknen von Gemüse (insbesondere Bohnen) sowie Obst spezialisiert. Für ihn und seine Frau Christine rückte das Pensionsalter näher mit der Frage nach einer Nachfolge. Als 2018 der anliegende Landwirtschaftsbetrieb Grünboden zur Disposition stand, nahmen Sohn Marc und seine Frau, inzwischen Eltern eines einjährigen Töchterchens, diesen im Nebenerwerb in Pacht. Schon zuvor hatte sich Marc Frühauf im Nebenerwerbskurs auf der Landwirtschaftsschule Schwand im Kanton Bern zum Landwirt ausgebildet. Nun hängte er eine Weiterbildung in regenerativer Landwirtschaft dran. Er erklärt: «Der Erhalt und Aufbau eines gesunden Bodens und die Flachbodenbearbeitung haben mich immer schon interessiert. Ich will nur so weit wie nötig eingreifen und mit wenig Traktorleistung effizient arbeiten.»
Dem Boden Zeit geben
Als der Kanton Luzern Pachtland für Biobauern in der näheren Umgebung des einstigen Klosterhofs Sankt Urban in Aussicht stellte, zögerte Marc Frühauf nicht. Er meldete sein Interesse an. Die 1,1 Hektaren dieser Pacht widmete er gleich im ersten Jahr dem Urgetreide Emmer. Die Saat sei jedoch im April etwas schlecht aufgelaufen, berichtet er. Der eher schwere Boden und die schattige Lage seien nicht ideal. Der Unkrautdruck war relativ stark, der Boden noch nicht im Gleichgewicht. Das braucht seine Zeit. Aber warum gerade Emmer? «Er ist für den Biolandbau gut geeignet, weil robust und bescheiden. Ausserdem kannte ich bereits Emmer-Produkte von Biofarm, und ich baue gerne das an, was ich selbst gerne esse.» Allen Startschwierigkeiten zum Trotz sieht sie stattlich aus, seine erste Emmerkultur auf dem Acker mittelalterlicher Klostergeschichte. Auf die wohlgeformten, begrannten Ähren und die hohen, wunderbar kräftigen Stängel sind auch schon einige Landwirte aus der Umgebung aufmerksam geworden. Was denn auf diesem Feld wachse, sei bereits gefragt worden, so der Biobauer mit einem Hauch von Schmunzeln im Gesicht.
Bauern und Bauen
Dass er «als kleiner Fisch», wie er sagt, für Biofarm so etwas ausprobieren dürfe, sei tatsächlich super. «Sie sind unkompliziert, geben Ratschläge und Auskunft», lobt Marc Frühauf. Auch Hafer, Hirse, Dinkel liefert er nach Kleindietwil BE. Sein grösstes Standbein für die Genossenschaft bleiben nach wie vor die Dörrbohnen, aber auch Apfelringli und Himbeeren produziert er für sie. Er selbst schwärmt für gekochtes Getreide – Emmer oder Dinkel – am liebsten zubereitet wie Risotto und angereichert mit gedörrten Bohnen, Tomaten oder Pilzen. Natürlich alles direkt aus der Bio-Manufaktur. Die kleine, feine Anlage hatte Vater Urs Frühauf an der Einfahrt zum alten Hofgebäude auf dem Grünboden installiert. Dem grossväterlichen Haus dort verhilft der Enkel zu neuem Leben. Mit Respekt und Sorgfalt, ganz so, wie er mit dem ihm anvertrauten Boden umgeht. Dieser Biobauer, der in seinem zweiten Beruf auch biologisch baut, hat für das baufällige Gebäude aus dem Jahr 1834 nach allen Regeln nachhaltiger Handwerkskunst einen Ersatzneubau geplant und fertiggestellt, vorzugsweise mit Material aus der Region. Balken für Balken, Stein für Stein, Ziegel für Ziegel: So fügt es sich manchmal, wenn im Leben ein Stein ins Rollen kommt...
Autorin: Sabine Lubow
Dazugehörige Produkte
Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick
Biohof Grünboden
Marc (1984) Frühauf mit Familie
Hofübernahme: 2018
Umstellung auf Bio: 2013
- Landwirtschaftliche Nutzfläche 9 ha
- Ackerbau: Emmer, Speisehafer, Hirse, Dinkel
- Kunst- und Naturwiesen; ökologische Ausgleichs- und Biodiversitätsförderflächen
- Gemüse: Bohnen, Sellerie, Stangensellerie, Tomaten, Zwiebeln, Gurken, Zucchini, Auberginen, Lauch
- 60 Hochstammbäume mit Apfel, Nuss, Zwetschge, Birne
- Aronia, und Himbeeren
- Tiere: 1 Pony, 1 Pferd, 3 Walliser Landschafe
- Bio-Manufaktur
- Verarbeitung von Bohnen und anderem Gemüse, Pilzen, Beeren, Früchten
- Hofladen und Online-Shop
- www.gruenboden.ch
Impressionen













