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Dinkel - Zulliger
«Gletscher» und «Edelweisser» im Oberaargau
Die Biofarm-Genossenschaft war gerade erst gegründet, als sie in Madiswil BE auf einem Hof unterkam. 50 Jahre später, unweit davon gelegen, bewirtschaften Bruno und Nina Zulliger ihre Felder mit Dinkel, Speisehafer und Brotweizen. Für wen sie ernten, ist leicht zu raten.
Rocky erfüllt seine Aufgabe mit Hingabe. Das wunderschöne Bauernhaus auf der Anhöhe über Madiswil bewacht er vor Fremden, wie sich das für einen tüchtigen Hofhund gehört: erstmal auf Abstand halten! Die Lage ändert sich nullkommaplötzlich, als die vierköpfige Familie erscheint. Bei den Zulligers geht’s herzlich zu. Dass sie hier Landwirtschaft betreiben, hat mehr Mut und Durchhaltewillen gekostet als auf Anhieb scheint. Bruno Zulliger arbeitete zuerst zehn Jahre als Landmaschinenmechaniker. So richtig Bauern erlernte er auf dem zweiten Bildungsweg. Seine pferdebegeisterte Frau Nina, ausgebildete Pharma-Assistentin und Sozialversicherungsfachfrau, heute in Teilzeit als Versicherungsagentin tätig, war stets mit der Landwirtschaft verbunden. «Als wir mit 5 Mutterkühen auf 5 Hektaren Land angefangen haben, wurden wir belächelt – das sei doch nicht zukunftsfähig», erzählt Bruno Zulliger. Nach der Übernahme des elterlichen Kleinbetriebs konnte das junge Paar diesen mit dem Hof von Ninas Tante zusammenlegen. Nach und nach kamen aus der Umgebung weitere Hektaren Pachtland hinzu. «Für uns war von Anfang an klar, dass wir nachhaltig wirtschaften und unseren Beitrag zum Erhalt dieser Welt leisten wollten», so der Betriebsleiter. Die Übernahme verschiedener konventionell geführter Pachten zögerte indes eine rasche Umstellung auf Biolandbau hinaus. Zehn intensive und mühevolle Arbeitsjahre des Beharrens, Aufbauens, Renovierens später war der Weg für die Bio-Knospe geebnet.
Sortengarten mit Höhenkurven
Vom Hof nach Kleindietwil, dem heutigen Standort von Biofarm, ist es ein Katzensprung. Als Nachbar kam der frischgebackene Biolandwirt bald mit der Genossenschaft in Kontakt: «Sie stehen für ihre Bauern ein und wollen das Beste für uns», kommentiert er die Zusammenarbeit. Schon seit längerem habe er Urdinkel angebaut und nach mehr Diversität gesucht. Er zögerte also nicht, auf Anstoss von Biofarm rund zwei Hektaren seines Ackerlandes einem «Dinkelsortengarten» der Getreidezüchtung Peter Kunz zu widmen. «Es war super, auf unseren Feldern verschiedene Sorten zu beobachten und zu sehen, welche sich am besten eignen», schwärmt er. Umso spannender machten dieses Experiment die unterschiedlich verteilten Ackerbauflächen auf diesem Betrieb auf 500 bis 700 m.ü.M. Dass auf diesen Oberaargauer Höhenlagen Sorten mit Namen wie «Gletscher» oder «Edelweisser» am besten abschnitten, mag ein reines Wortspiel sein, doch Bruno Zulliger zeigt sich mit durchschnittlichen 5 Tonnen pro Hektare in einem Schlechtwetterjahr wie 2021 mit Spätfrost, Hagel und reichlich Regen sehr zufrieden.
Fit machen für härtere Bedingungen
Pech hatte der Madiswiler allerdings im selben Jahr mit Speisehafer und Brotweizen. Doch er weiss auch dem eine positive Note abzugewinnen: «Jeder Nachteil hat Vorteile – die verschiedenen Höhenlagen und Flächen unseres Betriebs erhöhen die Diversität und vermindern das Risiko». Denn ein Vollgasbauer, der stets das Maximum rausholen wolle, sei er nie gewesen: «Wir arbeiten mit der Natur, und deshalb arbeiten wir daran, längerfristig unsere Tiere und Böden für Wetterkapriolen und extremere Bedingungen fit zu machen.» Auf dem Acker heisst das Humus aufbauen, weil dieser über eine hohe Speicherkapazität für Nährstoffe und Wasser verfügt und zudem CO2 im Boden festhält. Auch den Pflugeinsatz möchte Bruno Zulliger weiter reduzieren, um so die Böden lebendiger und damit weniger anfällig für Erosion zu machen. «Wir Bauern sind immer wieder gefordert und motiviert, Abläufe neu zu überdenken», betont er. «Wenn es sich nur in Geld und Arbeitszeit rechnen liesse, könnten wir anderswo für weniger Arbeit mehr Geld haben. Aber für uns war es die richtige Entscheidung.»
Autorin: Sabine Lubow
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Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick
Biohof Zulliger’s Wyssbach-Beef
Bruno (1982) und Nina (1975) Zulliger mit Joel und Jenny
Hofübernahme: 2006
Umstellung auf Bio: 2016
- Landwirtschaftliche Nutzfläche 41 ha
- Ackerbau: Dinkel, Speisehafer, Brotweizen, Silomais
- Grünland, Öko- und Kunstwiesen
- Tiere: 40 Mutterkühe mit Kälbern, 20 Weidemast- und Aufzuchtrinder,
- 2 Pferde, 1 Pony, 2 Katzen, 1 Hund
- Pferdegestütztes Coaching und Pensionspferde in Gruppenoffenstall
- Bio-Weidebeef-Verkauf ab Hof
- www.wyssbach-beef.ch
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