Raps -Metzger

«Wir sind alle noch am Lernen» 

Hans und Käthi Metzger bewirtschaften gemeinsam mit ihrem Sohn David den Tannenhof ausserhalb der Gemeinde Möhlin im Aargau. Aus der Ernte ihrer Raps- und Leinsamen lässt die Biofarm-Genossenschaft in Huttwil (BE) Bio-Speiseöle von hochwertiger Knospe-Qualität pressen. 

Auf dem Weg durch ebenes Gelände ist der stolze Mammutbaum vor dem Tannenhof von Familie Metzger von weitem erkennbar. Er steht abseits der langgestreckten Gemeinde Möhlin, durch die der Bahndamm der Eisenbahnlinie Zürich-Basel verläuft. Die Umgebung ist für den «Möhlin-Jet» bekannt, eine Windströmung, die den Nebel fortbläst und einiges mehr an Sonnentagen beschert als den meisten anderen Gemeinden im Kanton Aargau.
Trotz des grau verhangenen Himmels und der anhaltenden Regentage leuchten Mitte April die Blüten auf dem Rapsfeld von Familie Metzger in ihrer unverkennbaren Farbe. Auch die zarten Leinpflanzen auf der anderen Seite des Betriebs trotzen dem garstigen Frühlingswetter. Gesät haben Vater und Sohn die beiden im Biolandbau sehr anspruchsvollen Ackerpflanzen als Winterkulturen im Herbst des Vorjahres. «Unser lockerer und fruchtbarer Lössboden ist für eine fruchtbare Landwirtschaft bekannt», sagt Hans Metzger am Feldrand. Und er erklärt: «Der Boden besteht aus Ton, Sand und einem hohen Anteil an mineralischen Sedimenten – Schluff genannt –, er kann viel Wasser speichern, was bei der Sommertrockenheit der letzten Jahre hilfreich ist.» 

Wertschöpfung für den Kleinbetrieb

Angeregt und motiviert durch Sohn David, stellte Hans Metzger 2015 den von seinen Eltern Fritz und Rosmarie übernommenen Hof auf Biolandwirtschaft um. Auf einem kleinen Betrieb wie diesem sei es schwierig geworden, die Wertschöpfung zu verbessern, erzählt er. David Metzger fügt an, dass sein Vater und er dem chemischen Pflanzenschutz und dessen Auswirkungen auf Umwelt und Mensch schon länger kritisch gegenübergestanden und wenig gespritzt hätten. Nach einer landwirtschaftlichen Lehre und der Berufsmatura studierte David Metzger an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL in Zollikofen (BE). Seine Eltern und er gründeten 2019 eine Betriebsgemeinschaft, die es dem leidenschaftlichen Agronomen ermöglicht, zu 80% seiner Tätigkeit als Berater und Lehrer auf dem Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg nachzugehen. Vater Hans: «Unser Betrieb kann sich so laufend weiterentwickeln zwischen Ablöse- und Übernahmeprozess – die Jungen wachsen hinein, die Alten hinaus.» Ob Generationenkonflikte für sie kein Thema seien? Man reife aneinander – für den Betrieb sei es das Beste, sind sich die beiden Männer einig. Käthi Metzger, die für die Kühe, die Stallarbeit, das Jäten und das Kochen sorgt, bringt es mit einem Lächeln auf den Punkt: «Wir sind alle noch am Lernen.»  

Das Möglichste tun 

Im Jahr 2022 gab Familie Metzger die Milchvieh- zugunsten der Mutterkuhhaltung auf. Dies genügte ihrem Anspruch besser, den Ackerbau insbesondere für die Menschen und nicht für die Tiere zu betreiben. Auf ihren Kunstwiesen wachsen heute trockenheitstolerante Weide- und Luzernen-Mischungen, ihre Felder wechseln ab mit Ökoflächen und sind gesäumt von teils alten, teils neu gepflanzten Hecken, darunter Weiss-, Schwarz- und Kreuzdorn, Heckenrosen, Pfaffenhut, Schneeball. Bienenvölker zur Unterstützung der Bestäubung würden zu 25% Mehrertrag auf ihrem Leinfeld führen, erklären die Metzgers. Und: «Die Blütezeit der hiesigen Vegetation kommt auch dem Rapsglanzkäfer zugute, der als Bestäuber zum Nützling wird», ergänzt David Metzger. Wie bitte? Dieser üble Feind der Rapsfelder ein «Nützling»? Einer, der es auf die Rapsblüten abgesehen hat, dessen Eier und Larven sich ungeniert darin entwickeln? Einer, der gerade im Biolandbau, wo er nicht mit der Chemiekeule abgewehrt werden darf, erhebliche Schäden bis hin zum Totalausfall bewirken kann? Praxiserfahrungen zeigen, dass ihm Vollgüllegaben im Knospenstadium den Appetit verderben, so Hans Metzger: «Vor dem Hagel haben wir mehr Angst als vor dem Rapsglanzkäfer!» Eine bedarfsgerechte Düngung sei die hohe Kunst, fährt er fort, die Natur walten zu lassen und das Möglichste zu tun mit der Hoffnung, dass es gut komme.

Autorin: Sabine Lubow

Dazugehörige Produkte

Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick 

Tannenhof

Hans (1966), Käthi (1967) und David Metzger (1993)

Hofübernahme von Fritz und Rosmarie Metzger: 1993

Umstellung auf Bio: 2015

Gründung betriebliche Generationengemeinschaft: 2019

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 20 ha
  • Ackerkulturen: Winterlein, Winterraps, Winterweizen, Sojabohnen, Buchweizen 
  • Kunstwiesen; Weideland; Ökoflächen und Hecken; Wald;
  • Obstbaumgarten mit Kirschen, Quitten, Birnen, Mirabellen, Mostäpfeln, Baumnüssen 
  • Gemüse für den Eigenbedarf: Kartoffeln, Kürbisse, Melonen, Zucchetti
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