Wir verwenden Cookies, um Ihre Erfahrungen besser machen. Um der neuen e-Privacy-Richtlinie zu entsprechen, müssen wir um Ihre Zustimmung bitten, die Cookies zu setzen.
Weizen
«Bio gibt mir den Antrieb»
Die Felder um das Dorf Bünzen im Aargauer Freiamt liegen wie Tücher in der Sonne ausgebreitet. Hier wächst der Flockenweizen von Hansjörg Abt. «Genügend Nährstoffe braucht er, damit er grosse Körner bildet», sagt der Junglandwirt. Das gibt die feinen Flocken im Biofarm-Müesli.
Die kleine Landgemeinde Bünzen hat Geschichte - nicht erst seit Kabarettist César Kaiser mit seinem «Kuenz in Bünze» Lachsalven auslöste. Bis auf die Jungsteinzeit zurück reichen Besiedlungsfunde aus der Region. Und Urformen des Weizens gab es damals schon. Seit ca. 160 Jahren ist Hansjörg Abts Familie auf dem stattlichen Rütihof, etwas ausserhalb des Dorfes, daheim. Seit Januar 2018 ist der junge Bauer hier Betriebsleiter, nachdem er einige Jahre mit Vater Roman Abt in Generationengemeinschaft gearbeitet hat. Seinem Vater habe das Spritzen nicht gepasst, er habe bereits reduziert Pflanzenschutz eingesetzt, bevor er 1990 auf Bio-Knospe umstellte. Da war der jetzige Landwirt unter den drei Söhnen gerade mal vier Jahre alt. «Im Biomarkt riechen heute viele das Geld und springen auf», stellt er fest. Ihm ist wichtig, mit Partnern zusammen zu arbeiten, die den Biogedanken der Pioniere in ihrer Firmenphilosophie mittragen. Mit Biofarm geht für Hansjörg Abt diese Rechnung auf. Über die Getreideproduktion ist der Rütihof seit der Umstellung auf Biolandwirtschaft mit der Genossenschaft in Kleindietwil verbunden.
Lieber mit der Natur arbeiten
Die Äcker um Bünzen liegen auf Moränenhügeln und ehemaliger Moorlandschaft. Einige Parzellen von Familie Abt sind auch Versuchsstandort für Biobrotweizen und Sortenversuche des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FiBL sowie der Forschungsanstalt Agroscope. «Es ist wichtig, diese Böden möglichst fruchtbar zu halten, denn Biolandbau ist darauf angewiesen, dass die Pflanzen einen Grossteil der benötigten Nährstoffe direkt aus dem Boden beziehen können. Der Flockenweizen mit seinem hohen Nährstoffbedarf erhält zusätzlich zweimal Rindergülle vom Hof», erklärt der Bauer. Direkte Schädlingsbekämpfung ist bei ihm kein Thema: Für ein natürliches Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen im Feld sorgen die sogenannten ökologischen Ausgleichsflächen wie Hecken und Buntbrachen etwa. Sie bieten Entfaltungsraum für heimische Fauna und Flora.
Den Flockenweizen sät Hansjörg Abt jeweils Ende Oktober, Anfang November. Im Frühling fährt er zur Regulierung des Unkrauts zweimal mit dem Striegel über den Acker. Die hartnäckigen Blacken entfernt er in Handarbeit mit dem Stecheisen. Gegen Mitte bis Ende Juli ist die Kultur in Bünzen in der Regel reif, und das Erntegut kommt in die nahegelegene Eichmühle von Beinwil. «Da im Biolandbau keine chemisch-synthetischen Fungizide eingesetzt werden dürfen, kann es witterungsbedingt Probleme mit dem Gelbrostpilz geben. Deshalb sind robuste Biosorten von Vorteil», weiss er. Mit der Sorte Ataro vom Getreidezüchter Peter Kunz hat Hansjörg Abt gute Erfahrungen gemacht. Auch hier verzichtet er bewusst auf Höchstertrag, kann aber mit Einsatz dieser Sorte eine nachhaltige Züchtung unterstützen. In Jahren mit hohem Pilzaufkommen lassen sich – im Vergleich zu konventionell gezüchteten Sorten – sogar bessere Resultate erwirtschaften.
Die Konsumenten haben es in der Hand
Das Biofarm-Müesli, gemischt mit Weizenflocken, schmeckt auch dem Produzenten vom Rütihof zum Zmorge. Er hatte sich für die landwirtschaftliche Ausbildung entschieden in einer Zeit, als diese in Kollegenkreisen weitgehend «verpönt» war. Sein Weg führte via Kanada, Neuseeland, Nordamerika, Deutschland zurück ins Freiamt. «Bio gibt mir den Antrieb: Es ist nötig, diese Anbausysteme zu fördern und mit den Konsumenten zusammen aufzubauen. Auch die Politik ist wichtig, aber die Konsumenten können durch bewusstes Einkaufen viel beeinflussen und bewirken», sagt er. Ein motivierendes Zusammenspiel mit gegenseitiger Verantwortung, dem noch ganz viel Zukunftspotenzial zu wünschen bleibt.
Autorin: Sabine Lubow
Dazugehörige Produkte
Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick
Biohof Rütihof
Hansjörg Abt (1986)
Hofübernahme: 2018
Umstellung auf Bio: 1990
- Landwirtschaftliche Nutzfläche 50 ha
- Ackerkulturen: Flocken- und Brotweizen, Süssmais; Kunstwiesen
- Gemüse: Rüebli, Bohnen, Erbsen, Süsskartoffeln
- Tiere: 80 Rinder (Bio-Weide-Beef), 2'700 Hühner, 2 Pensionspferde
Impressionen









