Senf

Seinen Senf dazugeben, aber Bio und aus der Schweiz

Was blüht da so spät und sieht fast aus wie Raps? Diese Frage hört Fabian Schneebeli öfters. Der Biolandwirt zeigt auf seine beiden Äcker oberhalb Obfelden im Säuliamt: gelber Senf da, brauner dort. Gelb blühen gerade beide Sorten in der heissen Sommersonne.

Auf das pfiffige, gesunde Gewürz verzichten die meisten von uns nur ungern. Und obwohl Senfsaaten auf Schweizer Feldern eine über tausendjährige Geschichte nachzuweisen haben, sind sie heute mehrheitlich Importware. Das wollte Biobauer und Biofarm-Geschäftsführer Hansjörg Schneebeli ändern. 2010 startet er auf seinen Feldern im Kanton Zürich die ersten Versuche mit vier Sorten. Glanzkäfer, Unkraut und Hagel machen es ihm schwer. Doch Unternehmergeist, Durchhaltewillen und Mut scheinen bei den Schneebelis in den Genen zu stecken. Auch als ein Jahr später Sohn Fabian nach einigen Lehr- und Wanderjahren in der Schweiz und in Kanada den vielseitigen Hof als Pächter übernimmt, bleibt der Senfanbau ein Thema. Und macht gute Fortschritte.

Qualität beginnt auf dem Feld

Mais, Dinkel, Mais, Dinkel, Senf, Kunstwiese: So lautet die Zauberformel für die Fruchtfolge auf den Äckern von Fabian Schneebeli. Die Qualität des Senfes beginne auf dem Feld, heisst es in der Familie. Ein sauberes Saatbeet ist für den Biobauern Pflicht: «Nach guter Bodenvorbereitung mit Pflügen und Eggen ist im März/April bei trockenem, warmem Wetter die Senf-Aussaat angesagt», erklärt der Betriebsleiter. Mit den Sorten «Etamine» für den braunen und «Torpedo» für den gelben Senf hat er gute Erfahrungen gemacht. Fast wie ein Torpedo schiesst denn auch ab Mai der Senf in die Höhe. Und kann so seinem Erzfeind, dem Rapsglanzkäfer, davonwachsen – sofern das Wetter mitspielt. Das nimmersatte Insekt hat es auf die Pollen abgesehen. Blühen die ersten Knospen auf, ist das Objekt der Begierde freigegeben, und der Käfer kann keinen Schaden mehr anrichten. Das Feld ist gerettet. Der mit dem Raps verwandte Senf blüht einen Monat später als sein «Cousin». Gegen Mitte August wird gedroschen. «Für gute Qualität ist es wichtig, die Senfkörner nach der Ernte zügig von Unkrautsamen zu reinigen und schonend zu trocknen», erklärt der Landwirt. Dieser Vorgang erfolgt direkt auf dem Hof und stellt mit den winzigen Körnchen eine echte Herausforderung dar.

Bauern und lernen mit Leidenschaft

«Senf gibt nur knapp halb so viel Ertrag wie Raps, weshalb er auch einen etwas höheren Preis verdient. Zudem haben wir noch unser wichtiges Standbein, die Pilze», relativiert Fabian Schneebeli. Die vom Vater initiierte Bio-Austernpilzzucht haben sie beide zu einer stattlichen, modernen Anlage ausgebaut. Mit 20 Tonnen Ertrag pro Jahr. Das Fachwissen bauten sich Vater und Sohn mit Spezialisten im Ausland auf. Und dass sich der Sohn für die komplexen technischen Anforderungen an Lüftung und Heizung begeistert, ist beim Betriebsrundgang leicht festzustellen. Dabei ist der respektvolle Umgang mit der Umwelt besonders wichtig: Die Pilzanlage wie auch die beiden Wohnhäuser werden durch ein mit rezykliertem Fritieröl betriebenes Blockheizkraftwerk und Holz aus dem eigenen Wald geheizt. Zusammen mit zwei Photovoltaikanlagen produziert der Hof 90'000 kWh Strom pro Jahr. «Es braucht Leidenschaft für alles - nur so kann man bauern», bringt es Fabian Schneebelis Frau Simone auf den Punkt. Gleichzeitig passt die gelernte Drogistin auf, dass die Zwillingsmädchen nicht grad allzu leidenschaftlich Kaffee und Gebäck vom Tisch abräumen. Und es scheint ganz, als seien auf diesem Hof auch die Allerjüngsten mit einer tüchtigen Portion Unternehmergeist und Durchhaltewillen gesegnet.

Autorin: Sabine Lubow

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Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick 

Fabian (1981) und Simone (1984) Schneebeli
mit Jana und Lena (2015);
Eltern Hansjörg (1955) und Uschi (1957) Schneebeli
ständige Mitarbeiterin Sara (1986)

Hofübernahme: 1989

Umstellung auf Bio: 2016

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 21 ha
  • Ackerkulturen auf 13 ha mit Senf, Dinkel, Mais (für Biofarm), Kunstwiese;
  • Bio-Austernpilzzucht (frisch, getrocknet, eingekocht)
  • 20 Mutterkühe (Bio-Natura-Beef, Verkauf ab Hof) 
  • http://www.biopilze.ch/index.html 
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