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Kirschen
Mit den Himmelsleitern an die Süssen
Sissach. Klingt der Name nicht schon süss und fruchtig? Oberhalb der Gemeinde und unterhalb der gleichnamigen Fluh reifen Baselbieter Kirschen für Biofarm. Die Hochstammbäume von Familie Hostettler geniessen Südhanglage. Voll süss und fruchtig sind sie – keine Frage!
Ein Glückspilz, wer während der Kirschen-, Zwetschgen- oder Apfelblüte etwas Zeit hat. Im Frühling finden im sonnenverwöhnten Baselbiet Traumhochzeiten statt: Feste mit Brautkleidern von betörender Schönheit, untermalt von der Tanzmusik glücklicher Bienen. Mitten drin in diesem Obstbaumparadies mit Blick auf die Hügel des Tafeljuras und die Gemeinde Sissach steht der Biohof Alpbad. In vierter Generation führt ihn Johannes Hostettler zusammen mit seiner Frau Magdalena. «Ich war sieben Jahre alt, als meine Eltern 1988 den Betrieb auf Bio umstellten, und es war für mich nie ein Thema, eine andere Produktionsart zu wählen, denn sie funktioniert», sagt der gelernte Landwirt. In dieser klimatisch besonders verwöhnten Region des nebelarmen Oberrheingebiets gedeihen standortgerechte Obstsorten wie die von Familie Hostettler optimal.
Hüter wertvoller Kulturlandschaft
Johannes und Magdalena Hostettler sind Vertreter einer Reihe junger, mutiger Biobauernfamilien. Neben Mutterkuhhaltung und Ackerbau führen sie die ökologisch wertvolle Tradition des Hochstammobstes weiter. Ihr Engagement ist umso verdienstvoller als diese Kathedralen der Kulturlandschaft seit den 1950er Jahren dramatisch zurückgegangen sind. Selbst in diesem bedeutenden Obstanbaugebiet der Schweiz sind sie vom Aussterben bedroht. Im Biolandbau zählen Hochstammkirschen zu den anspruchsvollsten Obstkulturen. Mit solidem Fachwissen hegt und pflegt Johannes Hostettler seine Bäume. Die typischen Baselbieter Sorten, wie «Schauenburger, «Adler» oder «Basler Langstieler» etwa, stärkt er mit natürlichen Hilfsmitteln im Kampf gegen garstige Schädlinge wie die Kirschessigfliege oder hartnäckige Krankheiten wie die Monilia-Fruchtfäule.
Absatz unter fairen Bedingungen
Biofarm unterstützt zusammen mit dem FiBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau) Biobauernfamilien in der Schweiz durch Beratung in neuen Anbauformen sowie in Pflege, Schutz und Behandlung dieser heiklen Obstbaumkultur. «Unserer Familie steht mit der Genossenschaft ein zuverlässiger Partner zur Seite und ein Absatz unter fairen Bedingungen. Man kann sich bezüglich des Preises und der Menge besprechen und gemeinsam nach Lösungen suchen», sagt Johannes Hostettler. Dass er in reichen Erntejahren keine plötzlichen Pflückstopps in Kauf zu nehmen hat, schätzt er besonders. Er gibt aber auch zu bedenken, dass der Biohof Alpbad ohne die Abnahmesicherheit diesen Betriebszweig hätte aufgeben müssen. Es mache einfach Freude zu wissen, dass ihre Produkte geschätzt und weiterverarbeitet werden, fügt Magdalena hinzu. Neben ihrer Arbeit auf dem Hof ist die gebürtige Österreicherin im Teilzeitpensum beim Bauernverband beider Basel in Sissach angestellt. Als Praktikantin war sie 2004 nach der Matura in Land- und Ernährungswirtschaft auf den Betrieb gekommen. Mit dem Studium von Logistik und Transportmanagement und ersten Berufserfahrungen in der Tasche zog es sie dann zurück – zu Johannes und diesem idyllischen Flecken Erde. Während sie erzählt, landet ein Gartenrotschwanz auf der Terrasse. Sekunden später folgt ihm ein zweiter. «Mit unserem hochstammzertifizierten Betrieb nehmen wir an einem Ökovogelprojekt teil», erklärt Magdalena Hostettler. Mit Blühstreifen, der Aussaat von Magerwiesenblumen oder auch weniger häufigem Rasenschnitt fördern Hostettlers die Insekten- und Vogelvielfalt. Sie behängen ihre Bäume mit Nistkästen und haben in ihrem Obstgarten einige Asthaufen als Unterschlupf für Kleintiere angelegt.
«Nun freuen wir uns wieder auf die Ernte, obwohl das ja eine anstrengende Zeit ist», sagt die Bäuerin. Wenn in der wärmsten Zeit des Jahres die Kirschen reif sind und das Wetter stimmt, muss es besonders zügig gehen: «Zum Glück haben wir eine grosse Verwandtschaft. Onkel, Tanten, die Eltern und Freunde helfen mit.» Dazu sind Johanna und Jakob, die 5. Generation vom Alpbad, noch etwas zu klein. Erst recht für die grosse Leiter. Deren gekonntes Stellen, bis fast in den Himmel, übernimmt ihr Papi meisterhaft.
Autorin: Sabine Lubow
Dazugehörige Produkte
Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick
Biohof Alpbad
Johannes (1981) und Magdalena (1986)
mit Johanna (2015), Jakob (2017) und Juliane (2020)
Hofübernahme: 2003
Umstellung auf Bio: 1988
- Landwirtschaftliche Nutzfläche 10.8 ha
- Ackerbau mit Weizen
- 60 Hochstammobstbäume: Kirschen, Zwetschgen, Pflümli, Äpfel, Birnen
- Gemüsegarten
- Tierhaltung mit 10-12 Mutter- und Ammenkühen
- www.biohof-alpbad.ch
Impressionen