Hirse - Kneubühler

Hirse vom Aargauer Kettenjura

Etwas unterhalb der Saalhöhe, zwischen Aarau und Frick, liegen die Felder und der Biohof Pilger von Familie Kneubühler. Über ein kleines Seitental führt der Weg hinauf zu ihrer Sonnenterrasse: ein abgelegener Flecken Erde voll Anmut mit Menschen voll Herzlichkeit. 

Er habe die Augen offen halten wollen für Kulturen, die auf diesem Hof passen und gelingen, erzählt Martin Kneubühler. Durch Flurgänge auf anderen Biobetrieben kam er mit den Ackerbauspezialisten von Biofarm in Kontakt. Nun steht der Betriebsleiter vom Biohof Pilger oberhalb von Oberhof AG schon einige Jahre mit der Genossenschaft unter Vertrag, baut Weizen, Dinkel, Linsen und Leindotter in Mischkultur sowie Hirse für sie an. «Ich bin in guter Hand», stellt er fest, «man setzt sich ein und zeigt viel Verständnis für die Realität von uns Bauern. Und der Genossenschaftssinn ist spürbar», schiebt er nach. So macht es für ihn Sinn, die über 50-jährige Vermarktungsplattform für den Schweizer Biolandbau auch ideell als Genossenschafter zu unterstützen. 

Besondere Freude bereitet Martin Kneubühler in diesem warmen, trockenen Sommer die Hirse. Bei solchen Bedingungen gedeiht sie prächtig. Sein Acker am gegenüberliegenden Hang wäre vom Hof aus leicht zu Fuss erreichbar. Doch hinter dem Benkerjoch wird der Gewitterhimmel zunehmend dunkler. Vorsichtiger ist die Fahrt im Auto, und mit dabei sein darf in dieser Ferienzeit die ganze fröhliche Kinderschar. 

Erst Gras, dann Hirse

«Unsere Böden sind unterschiedlich – schwer auf der einen Hangseite, haben sie bei nassem Wetter zu leiden, und auf der anderen, kalkhaltigen Seite trocknen sie im Sommer schnell ab», erklärt der Landwirt. Hacken funktioniert am Berg nicht, er setzt auf schonende Bodenbearbeitung ohne Pflug. Da, wo jetzt die Hirse steht, hat er Mitte Mai bereits das erste gute Futter für seine Mutterkühe schneiden können. Einige hundert Meter weiter oben am Hang grasen sie gerade mit ihren Kälbern friedlich auf der Weide. In seiner Ackerbauplanung passe Gras je nach Wetter sehr gut vor der Hirsekultur, erklärt der Landwirt. Nach der Mahd und vor der Aussaat Anfang Juni brachte er Gülle aus. Dem Boden gab er anschliessend eine Woche Zeit, um die Nährstoffe aufzunehmen. «Die Hirse holt sich davon, was sie braucht», betont er, «und sie kommt auch gut zurecht mit dem Unkraut». Je nach Jahr gilt es hier oben im Pilgertäli, so hartnäckiges Beikraut wie Blacken von Hand zu stechen, damit die verschiedenen Bio-Kulturen Licht, Platz und beste Wachstumschancen erhalten. 

Drüben, über der Saalhöhe, zuckt ein Blitz, der Donner grollt. Gut ist das Auto in Sprungweite. Alle laufen schnell in den «Schärme». Unter Dach und Fach ist auch die Hirse vom Biohof Pilger jeweils im September. Nach der Ernte kommt sie direkt in die Sammelstelle nach Eiken, wird sogleich getrocknet, gereinigt und für Biofarm abholbereit gemacht. 

«Sauber, trocken, ohne Fremdkörper»

Martin Kneubühler und seine Frau Monika stammen beide aus Bauernfamilien im Kanton Luzern. Den Entscheid, diesen abgelegenen Hof im Jurapark zu übernehmen, hatten sie gemeinsam gefällt. «Er war auf unsere Ideen ausgerichtet, und wir wollten das Beste und Sinnvollste aus den Gegebenheiten hier machen», erzählt die gelernte Pflegefachfrau. Ihr ursprüngliches Angebot für begleitetes Wohnen an diesem idyllisch-friedlichen Ort hat sie nach ersten positiven Erfahrungen vorläufig zurückgestellt. Inzwischen Mutter von vier Kindern, fehlen ihr dazu genügend Zeit und Raum. Für Martin Kneubühler war bei der Hofübernahme schnell klar, dass eine Umstellung auf Bio-Bergackerbau Sinn machte. Nach seinem Studium zum Elektroingenieur hatte er sich auf dem zweiten Bildungsweg zum Landwirt ausbilden lassen. Schmunzelnd sagt er: «Im Frühling konnte ich nicht mehr ruhig auf dem Bürostuhl sitzen, man wird das Bauern nicht los.» Auch Monika Kneubühler steckt die Landwirtschaft im Blut: «Ich musste anfangs lernen, hier oben anders zu wirtschaften als in der Innerschweiz, doch wir wollen mit diesem Flecken Schöpfung zu Schlage kommen und ihn in die Zukunft führen». 

Das Auto erreicht den Hof, das Gewitter ist vorbei. Die Kinder in ihren Gummistiefeln geben alles, vor dem Abschied den Familiengarten zu zeigen. Hier haben ihre Mutter und ihre Grossmutter Beatrice Kneubühler – zuständig für den «Innendienst» – ein Paradies der Selbstversorgung geschaffen. In bunter Vielfalt reihen sich Beete und Sträucher dem Hang entlang. Rein gar nichts von dem, was hier wächst, entgeht den glücklichen Geschwistern. Alles nennen sie beim Namen. 

Autorin: Sabine Lubow

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Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick 

Biohof Pilger 

Martin (1982) und Monika Kneubühler (1990) mit Annina, Josua, Elias, Emanuel, Mutter Beatrice Kneubühler 

Hofübernahme: 2012

Umstellung auf Bio: 2019

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 20 ha
  • Ackerbau: Weizen, Hirse, Dinkel; Linsen-Leindotter, Speisehafer, Eiweisserbsen; Grünland mit Kunst- und Naturwiesen; Ökoflächen; Wald

  • Hausgarten mit diversem Gemüse

  • Obst: 650 Hochstammbäume mit Äpfeln, Birnen, Mostobst, Quitten, Zwetschgen, Pflaumen, Kirschen, Baumnüssen; Spalierbäume mit Aprikosen, Pfirsichen, Mandeln, Feigen

  • Tiere: 15 Mutterkühe mit ihren Kälbern 

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