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Haselnüsse-Schär
Wie ein Pionier auf die Nuss kam
Eine der ersten Bio-Haselnussanlagen der Schweiz steht m Aargau. Die nach wie vor seltene Besonderheit ist Matthias Schär aus Brittnau zu verdanken. Die Biofarm-Genossenschaft unterstützte den engagierten Landwirt mit einem Projektfonds und bleibt treue Abnehmerin.
Wenige Kilometer nördlich von Kestenholz SO führt ein Stück der längsten Autobahn des Landes durch den Bezirk Gäu. Hier stossen die Grenzen der Kantone Solothurn und Bern zusammen. Ungeachtet der hektischen Welt auf Asphalt bescheint die Junisonne ein kleines Feld. Biolandwirt Markus Köpfli hat im letzten September Wintermohn ausgesät. Es ist sein erster Versuch. «400 Gramm Mohnsamen habe ich in einer 10-Kliogramm-Mischung zusammen mit Mais-, Korngries und zwei Kilo Buchweizen auf einer halben Hektare verteilt», erklärt er. Und scherzt, das sei seine «Chuchichäschtli-Mischung» für die Sämaschine.
Aufwand wie im Obstbau
Die Bäumchen haben sich zu stattlichen Spalierreihen entwickelt. Im Frühsommer lassen sich ihre wie in hellgrünes Bonbon-Papier eingewickelten Früchte zwischen dem dichten Blätterwerk erkennen. Bei den Wiggertaler-Haselnüssen vom Biohof Schär handelt es sich um auf die Baumstämme veredelte Sorten, die in Spalierform geschnitten sind. So erreiche möglichst viel Licht die gesamte Oberfläche der Pflanzen, was auch die Ernte vereinfache, erklärt der Landwirt. Doch der Aufwand einer solchen Haselnusskultur sei nicht zu unterschätzen, schiebt er nach. Vom Schnitt über die Pflanzenstärkung bis zur Ernte sind ähnlich viel Pflege und gute Beobachtung angesagt wie sonst im Obstbau üblich. Den Winterschnitt nimmt Matthias Schär Anfang Februar in Angriff. «Weil die Bäume stark wachsen, schneide ich sie seitwärts vom Traktor aus mit dem Messer und dann alles Übrige von Hand». In seiner Anlage nimmt dies eine knappe Woche Arbeit in Anspruch. Im Juni gilt es, die wilden Schosse zu entfernen. Kompostierter Schaf- und Hühnermist vom eigenen Hof bringt den notwendigen Dünger, und gegen Pilzbefall erhalten die Haselnussbäume Gesteinsmehl und Schachtelhalmextrakt.
Hühner mit Mehrwert
Das ganze Jahr – ausser während der Erntezeit – weiden 200 Hühner des mobilen Hühnerstalls in der Nussplantage. Auf den breiten Rasenstreifen zwischen den Spalieren geniessen sie nicht nur Abwechslung, Freiraum und saftiges Grün, sondern auch gutes Klima sowie Schatten und Schutz der Bäume. Dafür macht sich das Hühnervolk auf besondere Weise nützlich: Es rückt dem Haselnussbohrer zu Leibe. Dieser Plagegeist von Obst- und Nusskulturen frisst an den Blättern herum und bohrt die jungen Nüsse an. Aus den direkt in die Nüsse gelegten Eiern schlüpfen zu guter Letzt auch noch Larven, die von ihrer köstlichen Herberge aufs prächtigste profitieren. Doch dank der Hühnerschar kommt es in Brittnau gar nicht so weit. Die Hühner verlassen erst Ende August das Areal, wenn die Ernte näher rückt, die Grasstreifen kurz geschnitten und auf dem Boden die Netze zum Auffangen der gesunden, reifen Nüsse ausgebreitet sind.
Alle Arbeitsschritte vor Ort
Ende September bringt Matthias Schär seine Ernte in die nur wenige Meter entfernte Trocknungsanlage. Er bauert in vierter Generation. Die ehemalige Tabakscheune seiner Eltern hat er zu einem eindrücklichen, mehrstöckigen Haselnuss-Trocknungsraum umfunktioniert. Fast wähnt man sich in dieser erstaunlichen Installation wie in einem modernen, dreidimensionalen Kunstwerk. Je nach Luftfeuchtigkeit trocknen dort die Nüsse auf den Gittern der an Seilen befestigten Holzrahmen bis zu einem Monat lang. Die Occasions-Knackmaschine aus der Schweiz war ein Glücksfund für den Bauer, der so bis zum letzten Arbeitsschritt alles vor Ort bewältigt.
«Meine Eltern stellten wegen der Hühner auf Biolandbau um und hörten damals mit der Tabakkultur auf», so Matthias Schär. Er entschied sich zunächst für die Ausbildung als Landmaschinenmechaniker und auf dem zweiten Bildungsweg für den Biolandbau. «Ich kann mir heute nichts anderes vorstellen», sagt er. Auch Vater Hannes Schär war bereits für Biofarm tätig. Der Sohn schätzt die angenehme Zusammenarbeit mit der Genossenschaft, man suche nach gemeinsamen Lösungen, das Miteinander werde grossgeschrieben. Der Haselnusspionier will seine Anlage später vielleicht erweitern. Haselnüsse bevorzugt er geröstet aus dem Backofen. Und im Joghurt mag er sie nach wie vor.
Autorin: Sabine Lubow
Dazugehörige Produkte
Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick
Biohof Schär
Matthias (1989) und Corinne Schär (1990) mit Ursin und Edy, Mutter Monika Schär
Hofübernahme: 2021
Umstellung auf Bio: 1999
- Landwirtschaftliche Nutzfläche 16 ha
- Ackerbau: Urdinkel, Futtermais; Kunstwiesen, Ökoflächen
- Gemüse: Sauerkrautkraut, div. saisonales Frischgemüse (Besonderheit Grünspargeln)
- Obst: 100 Hochstammbäume mit Äpfeln, Pflaumen, Birnen, Most- und Verarbeitungsobst, Erd- und Himbeeren
- Tiere: 60 Muttertierschafe (mehrheitlich Engadiner), 2'200 Legehennen, 2 Zwerggeissen, Border Collie Fox
- Hofladen
- www.biohof-schaer.ch
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