Hartweizen

«Nichts geht über Ausprobieren»

Zum «Domaine des Prés d’Areuse» am Neuenburgersee führt eine schmale Strasse durch Wiesen und bunte Felder mit Obstbäumen fast wie ins Paradies. Hier wächst eine Schweizer Rarität für Biofarm. Landwirt Quentin Ducommun hat sich an den Anbau von Bio-Hartweizen gewagt.

Von weitem schon ist die mächtige Platane sichtbar. Im Schatten des Baumriesen, am Eingang zum Gehöft, begrüsst uns der Betriebsleiter. Gegenüber lockt der Hofladen im schmuck renovierten Taubenhaus zum Besuch. «Lerne einen anderen Beruf», legte ihm die Mutter ans Herz. Bevor Quentin Ducommun in die Fussstapfen seiner Vorväter trat, um in vierter Generation den 250 Jahre alten Hof zu bewirtschaften, hatte er sich zum Landschaftsgärtner ausbilden lassen. Ist es die Kombination beider Berufe, die eine so wunderbare Kulturlandschaft hervorbrachte, diesen Ort zu einem besonderen Flecken Erde gestaltete? Zweifellos sind es die Freude, die Beobachtungsgabe und die positive Lebenseinstellung dieses jungen Pioniers. Er weiss, wie er sich die Natur zur Partnerin machen kann und hat sich an Kulturen gewagt, die in dieser Region am Neuenburgersee selten bis gar nicht anzutreffen waren: Mandel-, Kiwi- und Khakibäume etwa, Versuche mit Bananen, Reis und… Hartweizen.

«Das wächst hier nicht»

In der Umgebung der Gemeinde Areuse verarbeiten kleinere, handwerkliche Betriebe Hartweizen zu Pasta. Dass sie dazu Importware aus dem Ausland verwenden, fand Quentin Ducommun schade. Mit 100 Kilo Saatgut wagte er einen ersten Anbauversuch auf einer halben Hektare. Hartweizen gedeiht üblicherweise in den wärmeren Klimazonen Italiens, Frankreichs, der USA oder Kanadas. «Das wächst hier nicht», bekam er von allen Seiten zu hören. Sein Hartweizen wuchs ordentlich, doch die Struktur genügte den Erwartungen der Mehlverarbeitung nicht. Jene erste Ernte gedieh deshalb vor allem zur Freude des Federviehs. Doch so schnell wird nicht aufgeben: Zwei Jahre später versuchte es der Bauer mit einem anderen Saatgut. Bingo! «Unser sandiges Schwemmland hier in der Flussmündung der Areuse passt dem Hartweizen, denn Weizen generell behält gerne die Füsse im Trockenen», hält er fest. Ende Oktober, Anfang November sät er ihn in nicht zu dichten Reihen und fährt in der Folge ein- bis zweimal mit dem Striegel über den Acker. Wie verhält es sich mit Unkraut, Pilzbefall? «Zwischen die Reihen säe ich Leindotter, um das Unkraut besser zu unterdrücken, so ist es erträglich», antwortet er und hält entgegen: «Man darf nicht überall gleich das Negative sehen; hier versickert das Wasser gut im Boden, weshalb wir auch keine Probleme mit dem Pilzbefall haben.»

Bio-Label, das Sahnehäubchen

Gegen Ende Juli – zur selben Zeit wie für seinen Weichweizen – holt Quentin Ducommun jeweils den Mähdrescher. Die verlässliche Zusammenarbeit mit Biofarm und deren Abnahmebereitschaft haben ihn in seinem Entschluss bekräftigt, mit dem Anbau von Hartweizen auf drei Hektaren fortzufahren. Er schätzt die Kontakte mit der Genossenschaft: «In den Gesprächen wird man von den Mitarbeitenden als Person wahrgenommen und nicht einfach nur als Nummer.»

Seit Jahren schon verzichtet das «Domaine des Prés d’Areuse» auf Herbizid-Einsatz – ohne Ertragseinbussen. «Wir stellten uns lange nicht die Frage nach einer Umstellung auf Bio, denn wir hatten unser eigenes Label, einen guten Ruf», so der Betriebsleiter. Langjährige Hofkunden hätten zudem befürchtet, dass das Bio-Label zur Verteuerung ihrer Hofprodukte führen würde. Als einer seiner besten Kollegen umstellte, war auch für Quentin Ducommun der Schritt klar. Im kleinen Paradies der Areuse-Mündung mit seinen kostbaren Kulturen und der mächtigen Platane war die Zeit für die Bio-Knospe reif. 

Autorin: Sabine Lubow

Dazugehörige Produkte

Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick 

Domaine des Prés d’Areuse

Quentin (1982) und Stéphanie Ducommun (1984) mit Roxane und Alix

Hofübernahme: 2007

Umstellung auf Bio: 2017

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 45 ha
  • Ackerbau: Kartoffeln, Raps, Färberdistel, Mais, Roggen, Dinkel, Brot- und Futterweizen, Hartweizen, Linsen, Kichererbsen
  • Naturwiesen; Wald
  • Nüsse und Obst: Baum- und Haselnüsse, Apfel-, Birnen-, Kaki-, Kiwi-, Granatapfel-, Mandelbäume
  • Feldgemüse für den Direktverkauf
  • Tiere: Gänse, Schafe, Wollschweine, Enten, Hühner, Truthähne, Perlhühner
  • Hofladen
  • www.aux-pres-de-chez-vous.ch
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