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Schwarze Kichererbsen - Studer
Rares und Kostbares aus dem Mittelwallis
Zwischen Sion und Siders kultiviert Olivier Studer als einer der wenigen Bio-Ackerbauern im Walliser Rhonetal diverse Getreidesorten. Umgeben von Rebhängen und Obstplantagen baut er ausserdem eine in der Schweiz (noch) seltene Kultur an für Biofarm: schwarze Kichererbsen.
Gleissende Sonne liegt über St Léonard. Weitherum bekannt ist der kleine Ort für ein einzigartiges Faszinosum: den grössten unterirdischen See Europas. Über der Erde, in den wie Höhenkurven sich dahinziehenden Rebbergen, tanken die Trauben das Sommerlicht für den ebenfalls weitherum bekannten Wein. Die Landschaft erinnert an die Provence oder an Spanien. Nicht nur der Temperaturen wegen. Irgendwie passt es also, dass eine im Mittelmeerraum schon seit der Antike als Delikatesse geschätzte Kultur hier anzutreffen ist. Im Talgrund der fruchtbaren Rhone-Ebene widmet sich Biolandwirt Olivier Studer dieser dunklen, etwas kleineren und geschmacksintensiveren Variante der Kichererbse. Doch der Anbau in der Schweiz ist nicht ganz ohne. Der Betriebsleiter vom Domaine des Dailles ist ebenso experimentier- wie unternehmungsfreudig. Dass er sich von Misserfolgen nicht so leicht ins Bockshorn jagen lässt, zeigen seine witterungsbedingten Erfahrungen der ersten Anbaujahre. Mit Gelassenheit sagt er: «Man muss das Wetter nehmen, wie es ist, aber für mich soll der Mehrwert von der Natur kommen, nicht von der Bewässerung oder von den Maschinen.»
Machen, was Freude bereitet
Kein Jahr ist wie das andere. Olivier Studers erstem Experiment mit den hellen Kichererbsen der Sorte Kabuli setzt die nasse Witterung des Frühjahrs dermassen zu, dass er Anfang Juni ein zweites Mal säen muss. Zu spät, denn vier Monate danach bleibt ihm nichts anderes übrig, als die unausgereiften Hülsenfrüchte den Tieren zu verfüttern. Im Folgejahr versucht er es im Mai mit einer hellen und mit einer schwarzen Sorte. Allerdings erweist sich diesmal das Jahr als äusserst trocken. Nur die Schwarzen gedeihen. Im dritten Jahr entscheidet sich der Biolandwirt deshalb für diese Sorte. Es kommt ein Frühling, der das Mittelwallis mit viel Wasser und wenig Wärme überrascht. «Ein solcher Kontrast blockiert die Kulturen, sie machen dann kaum Fortschritte», erklärt er. Gerade noch zur rechten Zeit stellen sich endlich Wärme und Trockenheit ein. Anfang August kann Olivier Studer sein Kichererbsen-Feld dreschen. Die Pflanzen mit den Kapseln lässt er drei Tage lang zum Abtrocknen in sogenannten Schwaden auf dem Acker liegen. Für das reihenförmig auf dem Boden angehäufte Erntegut ist aber auch in dieser letzten Phase noch nichts gewonnen. Ein Gewitter kann die kleinen, zarten Körner beschädigen und die gesamte Ernte vernichten. Und für die allerletzte Operation auf dem Feld ist nochmals grösste Vorsicht geboten: Allzu leicht können die trockenen Kapseln ihren kostbaren Inhalt freigeben und so den Ertrag mindern.
Lokal geht vor
Diesmal geht es gut. Aussortiert und – falls notwendig zusätzlich getrocknet – werden die Hülsenfrüchte direkt vom Domaine des Dailles in Big-Bags für Biofarm zur Sammelstelle nach Moudon (VD) transportiert. Olivier Studer hat nach der Betriebsübernahme in einen grossen Hangar investiert. Hier kann er seine Ernten lagern und auch selbst mahlen. «Die Verarbeitung lokaler Kulturen vor Ort bringt Wertschöpfung zu uns ins Zentralwallis, gibt es doch hier nur wenig Ackerbau und bald keine andere Mühle mehr», stellt er mit Bedauern fest. Als sich der gelernte Spengler 2010 entschloss, den elterlichen Betrieb zu übernehmen, wollte er möglichst bedarfsgerecht auf Wünsche und Bedürfnisse des lokalen Markts eingehen. Der Austausch mit innovativen und engagierten Bäckern motivierte ihn, altes Getreide anzubauen und in der eigenen Mühle zu verarbeiten. «Die Marke ‘Wallis’ als Qualitätslabel ist unsere Zukunft», ist er überzeugt, «und obwohl in unserer Region lokal noch vor Bio kommt, nimmt Bio doch langsam an Fahrt auf.»
Diversität für die Zukunft
Ein von Biofarm organisierter Beratungsanlass im Kanton Freiburg bewog Olivier Studer zum Anbau von Hülsenfrüchten in der Fruchtfolge seiner Getreidekulturen. «Ich kann mich bei der Genossenschaft voll auf Hilfe und fachlichen Rat verlassen und Neues ausprobieren.» Der Walliser ist überzeugt, dass es in Zukunft für die Landwirtschaft immer wichtiger wird, auf Vielseitigkeit im Anbau zu setzen: «Das ist unser einziges Mittel gegen die sich verändernden Klimabedingungen; die Pflanzen werden sich anpassen.» Auf dass diese feinen Kichererbsen immer heimischer werden in St Léonard und den Ort für ein weiteres Faszinosum bekanntmachen!
Autorin: Sabine Lubow
Dazugehörige Produkte
Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick
Domaine des Dailles
Olivier (1990) und Audrey (1988) Studer
Hofübernahme: 2010
Umstellung auf Bio: 2012
- Landwirtschaftliche Nutzfläche 45 ha
- Ackerbau: Dinkel, Einkorn, div. Weizensorten, Buchweizen, Speisemais; schwarze Kichererbsen
- Weideland mit Buntbrachen, Ökoflächen
- Obst: Apfelplantage
- Sammelstelle, Reinigungs- und Sortieranlage
- Mühle und Lager
- Direktverkauf
Impressionen















