Erdbeeren - überarbeiten

«Nach drei Wochen Sturm ist der Spuk vorbei»

Weit ins Emmental reicht der Blick. Die Aussicht vom Biohof Maiacher über das Erdbeerfeld hinaus ist zu beneiden. Im frühlingshaften Mötschwil summt es in den weissen Blüten. Bis die Beeren für Biofarm rot, süss und aromatisch sind, ist Geduld, Arbeit und auch etwas Glück gefragt. 

Weder den neugeborenen Angus-Kälbchen auf der Weide noch der munteren Hühnerschar im Freigehege scheint die Kälte zuzusetzen. Nach sonnig-warmem Frühlingsanfang will es der Winter nochmal wissen: Mit Minusgraden überfällt er nachts das blühende Erdbeerfeld. Vorsorglich hat Landwirt Peter Ziehli die Pflanzenreihen mit einer Doppellage Vlies bedeckt. «Die Erdbeerblüte bildet kurz nach ihrer Öffnung bereits die Frucht, was diesen Frost besonders gefährlich macht», erklärt er. Die braunen Knöpfchen in einigen der zarten Blütenkelche zeigen, dass die Notdecke nicht alle retten konnte. Zum Glück hat die Blütezeit gerade erst begonnen!

Berneck 1 und Pedrino fürs Joghurt

Auf rund 30 Aren bauen Peter und Marianne Ziehli verschiedene Sorten an: für Biofarm die Berneck 1 und die Pedrino. Mit ihrem besonders fruchtigen Aroma und einem dunkelroten, weichen Fruchtfleisch sind sie ideal für die Joghurtverarbeitung. «Auch unsere Selbstpflücker, für die wir vor allem die etwas festeren Clary und Arosa anbieten, mögen sie», stellt Marianne Ziehli fest. Auf dem Maiacher hat der Erdbeer-Anbau im Jahr 2006 begonnen. Der aus Oberbottigen BE stammende Meisterlandwirt erinnert sich: «Biofarm organisierte einen Anbaukurs mit Feldbesichtigung, und der war so gut, dass wir im gleichen Jahr noch Pflanzen bestellt und im Herbst angesetzt haben.» Für Ziehlis war es ein Jahr der Veränderungen. Ein kostspieliger Stallumbau wäre angestanden, der zum Verkauf der Milchkühe bewog. Sie wollten etwas Neues aufbauen.

Bio-Erdbeeren sind herausfordernd. Gegen Pilzkrankheiten etwa kommen keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel in Frage, Handarbeit und Erntephase sind sehr intensiv. Peter Ziehlis Pflanzenreihen sind mit Folie überdeckt, was dem Unkraut vorbeugt. «Man plagt die Pflanze, wenn man ständig jätet», sagt er. Erdbeeren sind bei ihm jeweils in Rotation nach zwei Jahren Kunstwiese, einer Kartoffel- und dann einer Winterweizenkultur an der Reihe. Nach dem Setzen im Herbst sät der Biobauer zwischen den Reihen Klee ein. Zur Kräftigung der Jungpflanzen schneidet er die Ausläufer aus und fährt ein- bis zweimal mit dem Rasenmäher durch die 50 bis 60 cm breiten Wege.

Auf die Plätze los…

… heisst es dann im Sommer: «Drei Wochen lang wird abgelesen wie im Sturm, dann ist der Spuk vorbei», meint schmunzelnd die gebürtige Mötschwiler Bäuerin. In der nicht nur wegen der Temperaturen heissen Zeit dürfen Ziehlis nebst ihren Kindern mit treuen Helferhänden aus der Umgebung rechnen. Dass sich Abnehmerin Biofarm als «Kämpferin der ersten Stunde» für einheimische Produkte und einen dafür angemessenen Preis einsetzt, schätzen sie. Und sie freuen sich, dass sich Sohn Florian als Nachfolger zur späteren Hofübernahme entschieden hat.

Die frisch geernteten Beeren kommen direkt in den Kühlraum und werden in offenen Kistchen verpackt drei bis vier Wochen in der Tiefkühlanlage auf dem Hof gelagert. «Zum Eingefrieren darf kein Grünes mehr dran sein, deshalb müssen sie wirklich gut reif sein», betont Peter Ziehli. Auf dem Tisch stehen Dessertschälchen bereit. Schon mit dem ersten Löffel weckt das Aroma nur noch Sehnsucht nach Erdbeerensommer. In Mötschwil, am «Törli» zum Emmental, natürlich.

Autorin: Sabine Lubow

Dazugehörige Produkte

Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick Biohof Eichhof

Peter (1957) und Marianne (1958) Ziehli-Leuenberger mit:
Florian, Eliane und Marlene

Hofübernahme: 1983

Umstellung auf Bio: 1992

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 12 ha
  • Winterweizen, Silomais, Kartoffeln, Lagerrüebli, Kunstwiese,
    Weiden, Erdbeeren, Ökoflächen und Wald.
  • 2000 Legehennen, 15 Mutterkühe «Angus» für Naturabeef
  • Direkt ab Hof
  • www.biohof-maiacher.ch
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