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Birnen-Ziegler
«Es war der klare Weg für uns»
In Winden TG, auf dem Hof der Zieglers, haben Birnen einen hohen Stellenwert. Williams, Alexander Lucas, Uta, Conference, Harrow Sweet oder Kaiser Alexander: Wie die Kinder einer Grossfamilie reihen sich ihre Namen aneinander. Marco Ziegler hegt und pflegt sie für Biofarm.
Aus dem einstigen Betriebszweig seines Vaters Ruedi hat Marco Ziegler das wichtigste Standbein des Biohofs im Unterhegi gemacht. Für den sportlichen Thurgauer war schon früh klar, dass von den vier Kindern der Familie er der Bauer werden würde. Nach Schulabschluss absolvierte er eine Landwirtschaftslehre. Seiner ursprünglichen Berufung blieb er treu – trotz einer anschliessenden zehnjährigen Laufbahn als Polizist und seiner heutigen 90%-Stelle als Sachbearbeiter bei der Staatsanwaltschaft. Dank Gesamtjahreszeitvertrag konnte er den elterlichen Betrieb nach dem plötzlichen, frühen Tod des Vaters im Nebenerwerb weiterführen. Auch die Einsatzbereitschaft seiner Familie, allen voran Mutter Heidi und Frau Isabelle, weiss er zu schätzen. «Die Kulturen wachsen zu sehen, sie zu pflegen und zu ernten: Es war der klare Weg für uns», bekräftigt die junge Mutter.
Von Äpfeln zu Birnen
Alles unter einen Hut zu bringen mit Familie, Arbeit, Betriebsführung, scheint die Zieglers zu beflügeln. Mit Sinn für Schönes haben sie sich im Bauernhaus eingerichtet. An einem Stück Birne kauend, strahlt die kleine Elin mit den Eltern am Tisch um die Wette. Nach der Jahrtausendwende bereits hatte Ruedi Ziegler den Obstbau laufend von Äpfeln auf Birnen umgestellt. Marco Ziegler erzählt: «Unser kleiner Betrieb war für eine solche Umstellung geeignet, auch wenn der Anfang schwer war, denn während der ersten fünf Jahre hatten wir kaum Ernteertrag.» Früher hatten die Zieglers noch Kühe und mehr Hochstammapfelbäume. Viele Bäume mussten wegen des Feuerbrands gerodet werden. «Eine Birnenanlage ist langlebiger als Äpfel,» erklärt der Biobauer, «bis 30 Jahre lang trägt so ein Baum, den wir durch gute Pflege nutzen können.» Gute Pflege beginnt auch in Winden mit fachgerechtem Schnitt. Im Winter, wenn der Betriebsleiter seiner Arbeit als Sachbearbeiter zu hundert Prozent nachgeht, lässt er sich von einer kompetenten Baumschnittgruppe helfen. Den Rest erledigt er im März. Ganz wichtig sei, dass die Bäume luftig geschnitten sind, betont er, dann können sie gut trocknen, was dem Pilzbefall vorbeugen helfe. Im Frühling, wenn das Wachstum beginnt, heisst es beobachten, spritzen, regelmässig mulchen. Dann kämen weniger Mäuse und gingen an die Wurzeln, hält er fest.
Nützlinge schonen
Gegen Schorf und Pilzbefall helfen Schachtelhalmextrakt und Tonerde, und einem Hauptfeind der Spezialkulturen, dem Birnenblattsauger, rückt er vorbeugend mit dem Tonmineral Kaolin zu Leibe, denn: «Die durch Kaolin behandelten weissen Bäume kann dieser Schädling nicht finden und/oder die Eiablage und das Saugen an den Bäumen werden erschwert.» All die anderen Blattläuse, marmorierten Baumwanzen und Co. bekommen es bei Marco Ziegler mit den im Biolandbau erlaubten Mitteln zu tun. Dabei achtet er sehr darauf, Pflanzenschutzmittel möglichst nützlingsschonend einzusetzen. «Schwierig bleibt das Abwägen. Je nach Temperatur und Niederschlägen stellt sich die Frage: Muss ich Pflanzenschutzmittel einsetzen, ist es nötig oder nicht? Und letztlich ist dies auch eine betriebswirtschaftliche Frage der Kosten.»
Im Juli ist in den Birnenkulturen das sogenannte «Auspflücken» an der Reihe. Heidi und Isabelle Ziegler übernehmen diese Aufgabe und erleichtern die Bäume um weniger schöne und überzählige Exemplare. An den Spindelbäumen werden die Äste mit vielen Früchten hochgebunden, einerseits damit sie genügen Licht erhalten und nicht abbrechen, andererseits damit Zweige und Früchte besser mit Nährstoffen versorgt werden.
Für die Erntezeit sind Extraferien geplant. Familie, Bekannte und Kollegen helfen mit. Vor der Ernte kommt oft auch die Obstfachfrau von Biofarm vorbei: «Mit Antje Schiffer können wir unsere Anliegen unkompliziert besprechen, das macht die Zusammenarbeit angenehm», so Marco Ziegler. Besonders gerne holen er und seine Frau die Conference vom Baum. Sie sei zwar in der Pflege nicht gerade die einfachste, aber beide lieben diese saftige, süsse und aromatische Herbstbirne direkt ab Baum oder auch gedörrt. An ihrem Birnenschnitz kauend, strahlt Elin vor sich hin – voll einverstanden mit dieser Conference, wie es scheint.
Autorin: Sabine Lubow
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Biohof im Unterhegi
Marco (1981) und Isabelle (1985) Ziegler mit Elin (2019) und Norina (2021)
Betriebsübernahme: 2015 von den Eltern Ruedi und Heidi Ziegler
Umstellung auf Bio: 1996
- Landwirtschaftliche Nutzfläche 6 ha
- Ackerbau: 1,8 ha Silomais; 1 ha Weizen
- Grünland: 1,4 ha Kunstwiesen, Ökoflächen, Naturwiesen mit Bach
- Obst: 1,8 ha Birnen; Zwetschgen, Pflaumen, Äpfel, Baumnüsse
Impressionen









