Birnen

«Sortenvielfalt pflegen»

«Sieben-Eichen»: Das alte Schild am Fachwerkhaus in Winden TG ist Name und Programm zugleich. Weniger wegen der Eichen als wegen der Zahl. Bio-Obstbauer Alfons Gründler kultiviert zwar mehr als sieben Birnensorten für Biofarm. Doch in seiner Familie hat es die Sieben in sich.

Birnbäume grüssen an der Zufahrt zum Hof. Kaiser Alexander, Pierre Corneille, Conférence, Uta, Williams, Hardy’s und Gute Luise heissen all die Sorten, die hier gedeihen. Auch des Betriebsleiters Favoritin, die Hochfeine Butterbirne, ist dabei. Von ihr bleiben noch zwei Bäume übrig. Deshalb hat Alfons Gründler bereits einige Zweige zur Handveredelung in die nahegelegene Biobaumschule gegeben. Als Versuch, denn 120 junge «Böm», wie er in seinem Thurgauer Dialekt sagt, sollen künftig von der «Hochfeinen» angepflanzt werden und weitere 120 von der neueren Sorte Olivier de Serre. «Nicht nur zum Essen habe ich dieses saftige Obst gern. Birnen sind robust und widerstandsfähig gegen Mäuse, und ihre Ernte kann in einem Gang erfolgen», resümiert der Landwirt. Mit Helfern beginnen er, seine Frau Zita sowie Hofmitarbeiter Attila, beide im rumänischen Siebenbürgen aufgewachsen, gegen den 20. August mit dem Pflücken. Dann ist in der Regel in Winden die Williams reif. Die letzten Sorten - die goldgelbe Pierre Corneille und die kugelige Uta - holen sie Ende September von den Bäumen.

Nicht nur Tafel- und Mostobst

Birnen hielten Anfang der Siebzigerjahre Einzug auf Siebeneichen. Alfons Vater hatte die von Grossvater Josef 1934 gekaufte frühere Mühle übernommen und die ersten Sorten gepflanzt. Nach der landwirtschaftlichen Lehre mit Spezialfach Obstbau hat Alfons auf 220 Aren vor allem den Birnbäumen Raum gegeben. «Bio war in unserer Familie ein Thema, und mich störte der Herbizid-Einsatz zunehmend, denn er ist schlecht für unsere tiefgründigen, lehmigen Böden, die das Wasser gut aufnehmen», erzählt er. Ihm kam damals gelegen, dass er mit der Umstellung auf Bio-Knospe sein Obst in den Kühlräumen von Biofarm im nahen Neukirch-Egnach einlagern konnte. An der seitherigen Zusammenarbeit mit der Genossenschaft schätzt er besonders, dass sie sich für viele Sorten interessiert. Nicht nur Tafel- und Mostobst seien ein Thema, findet Alfons Gründler: «Für mich ist Sortenvielfalt etwas besonders Schönes, und ich freue mich über die Vielfalt der Verwendungszwecke - vor allem, wenn weniger makelloses Obst eine gute Verwertung findet, zum Beispiel zu Ringli und Würfeli».

Reifeprüfung bestehen

Seine Kaiser Alexander baumeln wie Bilderbuchbirnen in der Septembersonne. Doch nur ganz wenige sind es dieses Jahr. Die Hindernisse und Prüfungen sind ihnen nicht anzusehen, die sie und ihre Sortengeschwister bis zur Reife durchzustehen hatten: weder die drei bitteren Frostnächte im April, die vor allem unter den Spätblühern für grosse Ausfälle sorgten, noch der Birnblattsauger, der Mitte Juni kam... Die Einbussen wegen des Feuerbrands sind zwar abgeklungen, doch kein Frühling zieht ins Land, ohne dass das Thema um die gefürchtete Krankheit aufblüht. Dass sorgfältige Bodenpflege, Schorf- und Insektenbekämpfung sowie Schnitt im Bio-Obstbau zentral sind, ist für Alfons Gründler kein Buch mit sieben Siegeln. Gegen die zunehmenden Baum- und Obstwanzen zum Beispiel setzt er eine Mischung von Audienz und Weissöl ein. Seinen Bäumen verpasst er mit sicherer Hand und geübtem Auge im Frühling den «ausgleichenden» Schnitt und greift im Sommer zur Schere, wenn schadhafte, überzählige Birnen entfernt werden müssen und etwas Licht in den Baum kommen soll. Doch welche Birne ist denn nun die Beste? Von Siebenbürgen bis Siebeneichen ist klar: Alle schmecken wie aus dem Himmel, und zwar dem siebten.

Autorin: Sabine Lubow

Dazugehörige Produkte

Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick

Alfons (1961) und Zita (1970) Gründler mit
Arpad, Adam und Anna
Mitarbeiter: Attila Gered (1971)

Hofübernahme: 2000

Umstellung auf Bio-Knospe: 2003

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 17 ha
  • Obstbau: 85 Hochstammbäume (Birnen,
    Äpfel, Nüsse); auf ca. 230 Aren Birnen,
    Äpfel, Kirschen
  • Mais, Wiesen
  • 23 Milchkühe (Schweier Fleckvieh und Jersey)
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