Chia Anbau

Der Pablo von Sankt Gallen

Zum Greifen nah leuchtet die Neu-Bechburg vom Jura her. Doch wer abseits der meistbefahrenen Schweizer Autobahn am Hof von Markus Köpfli in Kestenholz vorbeikommt, hat nur Augen für ein Feld in voller Blüte. Schnittblumen? Mitnichten. Das ist der Mohn für Biofarm.   

Sie tragen klingende Namen, stehen für harmonische Aromen, blumigen Geschmack und hochwertige Bio-Knospe-Qualität. Die Geschichte, die hinter unseren neuen Kräutertees steckt, ist wie ein wahres Märchen.

Machen, was Freude bereitet

Auch das neue Angebot an Chiasamen aus Schweizer Anbau in Bio-Knospe-Qualität hat seine Geschichte. Wie es dazu kam, erklärt unser Leiter Ackerbau, Hans-Georg Kessler: 

Eigentlich wollten wir nichts mit Chia zu tun haben. Dem Hype gegenüber den vor ein paar Jahren in vielen Ernährungs- und Gesundheitsberichten hochgelobten Körnchen aus Mittelamerika hielten wir entgegen, dass hier in der Schweiz Lein zuhause ist. Und der wird schon seit Pfahlbauerzeiten bei uns angebaut. Leinsamen weisen ebenso viel wertvolle Omega-3-Fettsäuren auf wie Chiasamen. Kurz, wir fanden, dieses fremde Gewächs aus der Gattung der Salbeipflanzen passe nicht hierher… bis wir auf einen Sortenversuch beider Kulturpflanzen stiessen. 

Chia und Lein im Vergleich
Stephan Gysi, ein von exotischen Kulturen begeisterter Wissenschaftler und Praktiker, hatte auf dem Hof im Zürcher Oberland, wo er lebt, einen Versuch angelegt. Vier säuberlich nebeneinander ausgesäte Leinsorten wuchsen im trockenen Sommer 2023 nur sehr spärlich. Sie vermochten den Boden bei weitem nicht zu bedecken. Daneben aber standen Chiapflanzen, denen die Hitze und die Trockenheit überhaupt nichts anzuhaben schien. Ihre üppige Blätterpracht bedeckte den Boden, was speziell im Bioanbau geschätzt wird, da dadurch dem Beikraut Konkurrenz um das Sonnenlicht erwächst. Der Versuch legte die Vermutung nahe, dass die durch den Klimawandel bedingte Hitze und Trockenheit, die im Sommer 2022 und 2023 vielen Kulturen zu schaffen machte, der Chia weniger zusetzen könnte als dem Lein. 

Schweizermacher auf dem Acker 
Zudem wussten wir vom Züchterglück der Saatzucht Sankt Gallen. Sie brachte in ausgesäten Chiakörnern verschiedener Herkünfte eine Pflanze zum Vorschein, die früher blühte und somit auch im Schweizer Klima reife Samen produzieren konnte. Diese vom Leiter der Saatzucht, Christoph Gämperli, und seinen Züchterkollegen vermehrte Pflanze, bildet die Sorte, die auch für unsere Biofarm-Chia verwendet wird. Bezugnehmend auf seine südamerikanische Herkunft nannten die Sankt Galler Züchter ihre Chiasorte «Pablo». Weil viel wertvolle Arbeit hinter einer solchen Züchtung steckt, liessen sie die Sorte unter der Bezeichnung «Swiss Chia» marken- und sortenrechtlich schützen. Ihr kommerzieller Nachbau ist nicht erlaubt.

Der Weg bis zu uns
Einer dieser Bauern, der sich schon seit Jahren bei der Saatzucht Sankt Gallen engagiert, ist Patrick Wälchli aus Bürglen TG. Mit viel Fleiss und Können baut er nicht nur Chia, sondern auch Hafer, Lein, Linsen und Ölkürbisse für uns an. Die wärmebedürftige Chia – er nennt sie liebevoll Salbei – sät er im Mai in Reihen, was bei diesen winzigen Kernen Exaktheit erfordert. Die Reihensaat erlaubt das Hacken zwischen den Reihen, um das Unkraut in Schach zu halten, wenn die Chiapflanzen noch klein sind. Trotzdem können sich zwischen den Reihen Unkräuter durchsetzen, die von den Hackwerkzeugen nicht erfasst werden. Dann ist zum Ausreissen auch Handarbeit nötig. Diese macht sich bei der Ernte bezahlt, denn umso sauberer wird das Erntegut. Von einem erfahrenen Drescherfahrer wird der reife Chiabestand zuerst mit einem Schwadmäher gemäht und zum Trocknen einige Tage liegengelassen, was das anschliessende Dreschen erleichtert. Nach dem sorgfältigen Trocknen werden die wertvollen Samen in der Flawiler Saatzucht aufgereinigt, nach Kleindietwil verschickt und abgefüllt.

Vorsorge durch Vielfalt 
Auch Leinsamen werden wir weiterhin anbauen lassen. Der diesjährige nasse Sommer zeigt uns, dass der Klimawandel viel – auch zerstörerische – Unberechenbarkeit mit sich bringt. Der Unvorhersehbarkeit der Witterung müssen die Bauern und Bäuerinnen mit Vielfalt begegnen können. Wenn in einem Jahr eine trockenheitstolerante Pflanze besser gedeiht, passt es im nächsten Jahr der feuchtebedürftigen Pflanze besser. Unser Biofarm-Sortiment darf also etwas breiter werden. Das schenkt auch den Gaumenfreuden mehr Abwechslung! 

«Sauber, trocken, ohne Fremdkörper»

Magie der Blüten - ein magischer, blumiger Moment dank marokkanischer Minze, Holunderblüten, Kornblumen, Mohn und Malve.

Blaue Fee - lieblich und aromatisch mit Apfelminze, Zitronenthymian, Malve, Kornblumen blau und Kornblumen rot.

Morgentau - frisch und erquickend mit bulgarischer Minze, Zitronenverbene, Zitronenthymian, Kornblumen und Sonnenblumen – auch als Eistee ein Hit.

Dazugehörige Produkte

Biohof Köpfli

Markus (1967) und Kornelia (1964) Köpfli mit Lukas (1996) und Priska (1998)

Hofübernahme: 1992

Umstellung auf Bio: 1998

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 24 ha
  • Ackerkulturen mit Mohn, Lein, Erbsen/Gerste, Mais/Feuerbohnen, Weizen
  • Kunstwiese und Ökoflächen
  • 70 Hochstammobstbäume mit Äpfeln, Birnen, Zwetschgen, Kirschen, Aronia
  • 50 Rinder (Bio-Weidebeef), 7 Ziegen, 1 Pferd, 3 Ponys, Hund und Katzen
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