Sonnenblumen HO - Möckli

«Die Hofübernahme war eine Chance» 

Unweit der Thurgauer Grenze zum Kanton Zürich, zwischen Kohlfirst und Buchberg, erleben Lukas und Deborah Möckli-Meyer ausgefüllte und erfüllte Tage als junge Bauernfamilie. Die Nachfolgegeneration vom Dickihof setzt die Tradition fort und liefert Ackerfrüchte an Biofarm.  

Ein altes Wappen mit Pflugschar: Im 21. Jahrhundert hat das Gemeindesymbol von Schlatt TG an Aktualität eingebüsst. In der rund 1’800 Einwohner zählenden Ortschaft im Thurgau leben und arbeiten noch fünf Biobauernfamilien, zwei davon betreiben Ackerbau im Ortsteil Dickihof. Dessen Namen tragen auch diese sich gegenüberliegenden Landwirtschaftsbetriebe. Den mit der Nummer 1 bewirtschaftet Familie Möckli-Meyer. 2021 war Sohn Lukas den Fussstapfen seiner Eltern Gustav und Renate Möckli gefolgt. Sie hatten schon seit Jahren Getreide, Kürbisse und Sonnenblumen für die Biofarm-Genossenschaft im Kanton Bern produziert. 
Erst zwei Monate waren der studierte Maschinentechniker und Landwirt mit der Primarlehrerin Deborah Meyer aus Frauenfeld ein Paar, als sich die Gelegenheit zur Übernahme des elterlichen Betriebs anerbot. Sollten sie es wagen? Die beiden hatten sich im Rahmen ihrer nebenamtlichen Tätigkeit als Ausbilder im CEVI (Christlicher Verein Junger Menschen) im Engadin kennengelernt. Ein bäuerliches Leben auf dem Land konnten sie sich vorstellen. «Die Hofübernahme war eine Chance», sagt heute Lukas Möckli-Meyer, «aber ohne Deborah hätte ich es nicht gemacht.» 

Vorbild Grossmutter

In dem um den altehrwürdigen Kachelofen des Dickihof grosszügig geöffneten Wohnraum nimmt Deborah Möckli-Meyer ihr noch etwas schlaftrunkenes Töchterchen Jael in den Arm. Sie erzählt: «Wir nahmen damals eine Auszeit und sagten uns: «‘Gottes Plan, das ist unser’». Sie selbst, in der Stadt aufgewachsen, sei durch ihre Grosseltern mit der Landwirtschaft verbunden und ihre Grossmutter habe sie als zufriedene Bäuerin erlebt. Nachdem der Entscheid feststand, absolvierte sie die Bäuerinnenschule und hängte den Fachausweis dran. Ihrem ursprünglichen Beruf bleibt sie mit einer 25%-Stelle in Schaffhausen treu «in einem Quartier mit Kindern, die weit weg sind von allem Ländlichen», wie sie betont.

Auch Speisehafer verbindet

Der ökologische Grundgedanke, der bereits Lukas’ Eltern für eine nachhaltige Landwirtschaft motivierte, nährt ebenso die innere Überzeugung der Nachfolgegeneration. Auch finanziell sollte für die mittlerweile vierköpfige Familie die Rechnung aufgehen. Neu hinzu kam für sie der Aspekt der Selbstversorgung. «Geringere Mengen an Most, Mehl und Fleisch zu erzeugen und eine kleine Hühnerschar zu halten ist arbeitsintensiver, aber auch vielseitig», findet der Betriebsleiter. Er schätzt den Kontakt mit den beratenden Ackerbau-Fachpersonen von Biofarm und produziert auch Saatgut für den Biosaatgutspezialisten Sativa sowie Weizen für das Forschungsinstitut Agroscope. Schon Vater Gustav Möckli war ein Bio-Ackerbauer mit viel Herzblut. Er hatte in der Region insbesondere den Anbau von Speisehafer vorangetrieben. Sohn Lukas stellt fest: «Wir Bio-Speisehaferproduzenten bringen alle unsere Ernte in die grosse Sammelstelle von Marthalen, wir kommen hier in die Landi Wieland und tauschen uns aus.»

April bis September 

Lukas Möckli-Meyer baut auch HO-Sonnenblumen an. HO steht für «Heigh-Oleic», denn für einen hohen Ölsäuregehalt wurde das Saatgut durch die Auswahl geeigneter Pflanzen und deren Vermehrung gezüchtet. Aus den Kernen dieser Sonnenblumen lässt Biofarm ein vorzügliches, kalt gepresstes Öl produzieren. «Die Kultur steht vom April bis im September, sie eignet sich gut hier, und hat sie mal eine gewisse Höhe erreicht, wächst sie auch dem Unkraut gut davon», erklärt er. Das sieht man! Aber nicht nur der Sonnenblumenacker, auch die Getreidefelder vom Dickihof tragen im Zenith des Sommers zur Schönheit und Vielfalt dieser weitläufigen Landschaft bei. Lukas Möckli-Meyer: «Meine Mutter hat ein besonderes Auge für Blacken, wir stechen sie dann zusammen, und mein Vater legt weiterhin Hand an, wo Not am Mann ist.» Die ganze Familie schöpft sichtlich Kraft aus ihrem selbst gewählten, selbstbestimmten bäuerlichen Leben. Und neue Ideen sprudeln nur so: Veranstaltungen, Brunche für Grossanlässe, Hofkino… Wen wundert’s – über der Pflugschar im Gemeindewappen brüllt schliesslich auch ein Löwe.

Autorin: Sabine Lubow

Dazugehörige Produkte

Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick 

Dickihof 1 

Lukas (1989) und Deborah (1991) Möckli-Meyer mit Jael und Aaron 

Hofübernahme: 2021

Umstellung auf Bio: 2001

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 43 ha
  • Ackerbau: Weizen, Dinkel, Roggen, Hafer, Ölsonnenblumen, Öl- und Speisekürbisse

  • Grünland, Ökoflächen, Wald

  • Obst: 60 Hochstammbäume mit Mostobst

  • Tiere: 9 Mutterkühe mit ihren Kälbern (Bioweidebeef), 7 Legehennen mit Hahn 

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