Gelbe Erbsen - Rauch

Die gelben Erbsen vom «Fahrni-Hoger»

Verblüffende Vielfalt im Kleinen hat er zu bieten, der Gartenhof in Fahrni BE. Auf 900 m.ü.M. wachsen nicht nur gelbe Erbsen für Biofarm, hier lassen der landwirtschaftliche Betriebsleiter Michael Rauch und ein buntes Team viel Nichtalltägliches gedeihen.    

Ein Blick in den Hofladen, und die breite Palette an frischem Gemüse, Obst, Eiern, Blumen, Kräutern macht sofort klar: Hier ist Vielfalt das Programm. «Neues und Abwechslung habe ich gern», sagt der landwirtschaftliche Betriebsleiter Michael Rauch, bevor es losgeht, hinauf zum Erbsenacker. Der «Fahrni-Hoger» liegt auf 900 Metern über Meer und ist der einzige Hügelzug ohne Wald weit und breit. «Hier befand sich der Boden des letzten Gletschers, weshalb wir sehr lehmige Erde haben, dadurch bekommen die Erbsen bei der Blüte genug Wasser für die Ertragsbildung. Da der Hügel unbewaldet ist, haben wir viel Wind, was gegen Schädlinge und Blattkrankheiten hilft», klärt der Fachmann auf. Für das Laienauge ist leicht erkennbar, dass seine Erbsen einen stabilen und gut vernetzten Pflanzenteppich bilden. Schon als Agronomie-Student an der Fachhochschule Bern (BFH-HAFL), als er sich mit Spezialkulturen beschäftigte, sei sein Interesse für Eiweisspflanzen gewachsen, erzählt der Landwirt. «Erbsen kannte ich zuvor vor allem als Gründüngung, sie wachsen schnell, dominieren das Unkraut, und ich finde sie einfach schön mit ihren weissen Blüten.» Auf dem kleinen 6-Hektaren-Betrieb oberhalb von Thun haben diese Leguminosen nun einen festen Platz in der Fruchtfolge.

Bitte nicht hinlegen!

Keine vier Monate dauert es auf dem «Hoger» bis zur Reife: Die Aussaat der gelben Erbsen erfolgt Ende März. Geerntet werden sie Mitte Juli, zur selben Zeit wie der ebenfalls für die Biofarm-Genossenschaft angebaute Dinkel. Die grösste Herausforderung sieht Michael Rauch in der Anfälligkeit der Erbsen gegen Hagel und starke Winde, dann kippen sie um, was die Ernte stark erschwert. Weil das feuchte Erntegut mit viel Grün schnell muffelig wird, behilft sich der Betriebsleiter mit einem selbst gebastelten Trocknungswagen mit Luftentfeuchter. Anschliessend wird die Ladung in Steffisburg mittels einem Siebreiniger vorgereinigt und für Biofarm in Big-Bags abgefüllt. In der Regel kommen ungeschälte Erbsen, wie auch Bohnen, zur Vorbeugung gegen Lagerschädlinge in die Tiefkühlanlage und danach in die Abschlussreinigung

Verständnis für Mensch, Tier und Natur

Michael Rauch kannte die Biofarm-Genossenschaft bereits durch frühere Tätigkeiten. Er schätzt sie als «unkomplizierte, alternative Abnehmerin, die sich auch gerne auf Experimente einlässt». Nicht nur, weil er «ein Flair für Nichtalltägliches» hat, wie er selber sagt, scheint ihm seine Aufgabe in Fahrni auf den Leib geschnitten. In Thun aufgewachsen, verfügt der Agronom ebenfalls über Erfahrungen als Berufsschullehrer und Erwachsenenbildner. Das ist ein zusätzliches Plus auf diesem Hof. Weitere Personen mit Teilzeitpensum arbeiten mit Michael Rauch zusammen, teils für die Landwirtschaft, teils für die Tagesstätte und für die Küche. Denn als der jetzige Besitzer, der Psychiater Daniel Berger, den Familienbetrieb von seinem Bruder übernahm, gab er ihm eine zusätzliche Bestimmung. Gemäss den Prinzipien der sozialen Landwirtschaft erhalten hier Menschen mit psychiatrischen Problemen die Möglichkeit einer Begleitung. Auf der Website des Gartenhofs hält der Psychiater Daniel Berger fest: «Durch das Erleben, durch die Wertschätzung und mit dem vermittelten vertieften Verständnis für Mensch, Tier, Natur und sich selbst, werden Prozesse in Gang gesetzt, unter denen sich die Gesundheit verbessern und wieder hergestellt werden kann.»

Wie eine Wohngemeinschaft 

Am Mittagstisch, im oberen Stock des heimeligen Bauernhauses, nehmen zuweilen mehrere Personen Platz. «Dann sind wir wie eine WG», sagt Michael Rauch und strahlt übers ganze Gesicht. Er ist nicht der Einzige, der von Mariannas feiner Küche schwärmt. Wie er und die anderen im Team trägt auch die begeisterte Köchin und Allrounderin tatkräftig dazu bei, den Gartenhof zu dem zu machen, was er ist. Mit essbaren Wildpflanzen kennt sich diese gute Fee übrigens genauso aus, wie mit allem, was auf dem Hof so wächst. Kein Wunder köchelt auf ihrem Herd ein Püree von allerbester Güte. Aus den gelben Erbsen vom «Fahrni-Hoger», ganz klar.

Autorin: Sabine Lubow

Dazugehörige Produkte

Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick 

Gartenhof Fahrni

Daniel Berger (1966), Michael Rauch (1987) 

Hofübernahme: 2020

Umstellung auf Bio: 1996

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 6 ha
  • Ackerbau: Dinkel, Hafer, Kartoffeln, gelbe Erbsen, Borlotti-Bohnen, Lagerkabis Kunstwiesen, extensive Weiden, Hecken 

  • Gemüse: 80 Sorten auf 30 Aren - Süsskartoffeln, Tomaten, Peperoni, Artischocken usw. 
  • 47 Hochstammobstbäume: Kirschen, Äpfel, Zwetschgen, Birnen; Niederstamm-Weinbergpfirsiche; Melonen
  • Kräuter und Blumen
  • Tiere: 15 Walliser Landschafe, 10 Brahma Hühner, 7 Emdner Gänse, 11 Lauf- und Stockenten, 4 Katzen 
  • Hofladen mit Selbstbedienung; Gemüse im Abo
  • www.gartenhof-fahrni.ch
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