Schälsonnenblumen

Das strahlende Feld im Pays de Vaud

Diese Ackerkultur tankt nicht nur Sonne, sie lässt die Welt leuchten. Zum Beispiel die von Félix Reymond in Aclens VD. Der junge Biolandwirt pflegt sie für Biofarm. Seine Schälsonnenblumen sind eine Pracht für die Landschaft, ihre Kerne ein Fest für den Gaumen.

In der kleinen Gemeinde Aclens, im Waadtländer Mittelland, ist an diesem heissen Julimittag schwer zu sagen, was gerade am meisten strahlt - die Sonne oder das Sonnenblumenfeld der Ferme Reymond. Jungbauer Félix Reymond relativiert: «Ende September, Anfang Oktober, wenn die Blätter trocken sind und alles braun geworden ist, sieht es hingegen ein bisschen traurig aus.» Dann wird er drei Schönwettertage hintereinander nutzen und den Mähdrescher aus dem benachbarten Senarclens bestellen. Auf der 1,7 Hektaren grossen Parzelle des kleinen, vielseitigen Betriebs hat er im Februar begonnen, den Boden für die Kultur vorzubereiten und die Erde aufzulockern. Im April kamen 70'000 Samen pro Hektare in 50 cm Abstand in die sorgfältig gehackte Erde; eine spezielle Sorte, die sich durch ihre schwarz-weiss gestreiften Kerne kennzeichnet. Schon ab Juni haben die jungen Pflanzen den Boden gut abgedeckt und so die Oberhand gegen das Unkraut gewonnen.

Das warme Klima oberhalb des Genfersees und die durchlässigen Böden gefallen dieser Kultur. Sonnenanbeterinnen gleich richten die Pflanzen ihre Blütenköpfe stets nach dem Sonnenlauf. Sie fangen so ein Maximum an Sonnenstrahlen ein. Nicht nur diese Biokultur wächst prächtig hier in der Kornkammer des Waadtlands. Die Felder der Reymonds mit Gerste, Speisesoja, Weizen oder Triticale bringen neben unterschiedlichen Obstbäumen, Beerensträuchern und Rebensorten Vielfalt in die anmutige Hügellandschaft.

Die Natur als Verbündete

Félix ist das jüngste der drei erwachsenen Kinder von Etienne und Camilla Reymond. Er hat unlängst den Biohof in vierter Generation übernommen. Wie bereits seine Eltern ist auch er überzeugt, dass es viel interessanter sei, die Natur als Verbündete zu haben, als gegen sie zu arbeiten. Damit dies gelingt, gilt für ihn eine wichtige Voraussetzung: «In der Biolandwirtschaft müssen wir gut beobachten, so können wir Krankheiten viel besser vorbeugen.» 

Nach dem Lehrabschluss als Mechaniker besuchte Félix Reymond das Bildungszentrum Agrilogie Marcelin bei Morges. Ein Praktikum führte ihn unter anderem auch nach Kanada: «In Manitoba, auf einem hundertmal grösseren Betrieb habe ich enorm viel gelernt», erinnert er sich. Das wollte er umsetzen. Zurück im Land, pachtete er noch vor der Übernahme des elterlichen Hofs einen 35-Hektaren-Betrieb – «als zweiter Biolandwirt von Aclens – neben Vater Etienne», präzisiert Félix und lächelt verschmitzt. Als Betriebsleiter wird er auf dem bisher Erreichten aufbauen, aber auch neue Pfade gehen. Ihn interessiert das Besondere: neben der Permakultur sind das Spezialkulturen, wie Zuckerrüben, Hanf oder Senf etwa. Und Innovation reizt ihn auch als Mechaniker. So tüftelt er schon mal am Tiefgrubber seines Vaters herum, um mit seiner Erfindung den Boden zwischen den Erdbeeren besser aufzulockern.

Hoher Reinigungsaufwand

Da Sonnenblumen nach der Ernte fermentieren, kommt die Fracht von Familie Reymond schnell in die nahe gelegene Mühle von Cuarnens. Dort wird sie sortiert und getrocknet, bevor es weitergeht in die Schälmaschine.

Anspruchsvoller noch als der Anbau dieser Spezialkultur ist die Aufbereitung ihrer Kerne. Denn nach dem Schälen bleibt der Reinigungsaufwand in der Mühle hoch, um die reifen, ölhaltigen Delikatessen von noch so winzigen Schalenstücklein und Unkrautsamen zu befreien. Dass Biofarm die Projektarbeit des Getreidezüchters Peter Kunz im Kanton Zürich unterstützt, dürfte deshalb auch ganz im Sinne von Félix Reymond sein. Denn eine bio-, anbau- und verarbeitungstaugliche Schälsonnenblumensorte wird nicht nur seine Felder im Pays du Vaud so richtig zum Strahlen bringen.

Autorin: Sabine Lubow

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Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick

Ferme Bio Reymond

Félix Reymond (1989)

Hofübernahme: 2019 von den Eltern Etienne und Camilla Reymond

Umstellung auf Bio: 2004

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 19 ha
  • Ackerkulturen: Schälsonnenblumen, Speisesoja, Ackerbohnen, Gerste, Triticale, Weizen, Futtererbsen
  • Kunstwiesen und Ökoausgleichsflächen
  • Obst und Wein: Obstbäume; Beeren; Reben (Chasselas, Gamay, Merlot, Gamaret)
  • Tiere: Mutterkühe, Hühner, Hund, Katzen
  • Hofladen und Gästezimmer
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