Mohn

«Mohn braucht Pfupf»

Zum Greifen nah leuchtet die Neu-Bechburg vom Jura her. Doch wer abseits der meistbefahrenen Schweizer Autobahn am Hof von Markus Köpfli in Kestenholz vorbeikommt, hat nur Augen für ein Feld in voller Blüte. Schnittblumen? Mitnichten. Das ist der Mohn für Biofarm.   

Wenige Kilometer nördlich von Kestenholz SO führt ein Stück der längsten Autobahn des Landes durch den Bezirk Gäu. Hier stossen die Grenzen der Kantone Solothurn und Bern zusammen. Ungeachtet der hektischen Welt auf Asphalt bescheint die Junisonne ein kleines Feld. Biolandwirt Markus Köpfli hat im letzten September Wintermohn ausgesät. Es ist sein erster Versuch. «400 Gramm Mohnsamen habe ich in einer 10-Kliogramm-Mischung zusammen mit Mais-, Korngries und zwei Kilo Buchweizen auf einer halben Hektare verteilt», erklärt er. Und scherzt, das sei seine «Chuchichäschtli-Mischung» für die Sämaschine.

Machen, was Freude bereitet

Ausprobiert hat Markus Köpfli in seinem Leben stets viel und gern. In Sins im Aargauer Reusstal geboren, bot sich dem 24-Jährigen nach den Lehrjahren und abgeschlossener Ausbildung an der Landwirtschaftlichen Schule Hohenrain LU der Betrieb in Kestenholz an. Mit der Übernahme dieses Hofs aus dem 17. Jh. sollte der Ernst der Selbstständigkeit für ihn beginnen. Doch zuvor lockte die Welt: Australien, Neuseeland, die Malediven. Seine Frau Kornelia lernte der junge Betriebsleiter in Kestenholz kennen. Die Tochter eines Viehhändlers aus Wolfwil war begeisterte Reiterin und kam auf den Hof, um sich um eines der Pensionspferde zu kümmern. Sie blieb und sorgte mehrere Jahre dafür, dass sich bis zu 20 Reitpferde auf dem Betrieb wohlfühlen konnten. Neben Pferden und Kühen widmeten sich Köpflis früher auch der Schweinezucht. «Wir hatten viel Abwechslung, doch man soll machen, was Freude bereitet. Was einen ärgert, das soll man besser aufgeben», quittiert Markus Köpfli vergangene Zeiten. Freude bereiteten ihm stets spannende Experimente. Und auch Sohn Lukas, der sich nach dem Lehrabschluss als Landwirtschaftsmaschinen-Mechaniker am Wallierhof zum Landwirt ausbildet, ist da voll dabei.

«Sauber, trocken, ohne Fremdkörper»

Auf seinen eher mittelschweren bis leichten Böden sei eine Mohnkultur nicht eben heikler als Mais, sagt Markus Köpfli. Im Vorfeld hat er ihr viel Mist und Gründüngung gegeben, denn «Mohn braucht Pfupf», hält er fest. Als Herausforderung sieht der Biolandwirt vielmehr die Ernte: «Wir werden auf dem kleinen Feld die Kapseln von Hand abräumen. Das ist eine Zwischenlösung, bevor ich nächstes Jahr mit dem Traktor dann auf zwei Hektaren dreschen möchte.» Bereits machen sich Vater und Sohn Gedanken über die Art und Weise, wie sie die getrockneten Kapseln ihres Schliessmohns öffnen werden: «Mit einem Stiftendrescher - sauber, trocken, ohne Fremdkörper.» Markus Köpfli legt Wert darauf, die verschiedenen Arbeitsschritte in einwandfreier Qualität auf dem eigenen Betrieb auszuführen. Warum Bio? «Früher hatte ich Mutterkühe und auch für die Gemeinde kompostiert», erzählt er. «Ich beschäftigte mich mit den zersetzenden Bakterien und merkte, dass man mit kleinen Dingen viel erreicht. Und das Spritzen hat mich sehr geärgert». Obwohl es in den ersten Jahren der Umstellung schwierig gewesen sei mit den Kontrollen, dem Regelwerk, sei er heute froh, nicht aufgegeben zu haben. An Biofarm liefert Markus Köpfli auch Lein und Weizen. Er erklärt: «Ich arbeite gern mit dieser innovativen und experimentierfreudigen Genossenschaft zusammen, die sich auch als Pionierin durchgekämpft hat.» Mit den ersten selbst geernteten Mohnsamen wird Kornelia Köpfli Mohnnudeln zubereiten. Das Rezept hat sie von ihrer aus Österreich stammenden Mutter aufbewahrt. «Das will ich endlich ausprobieren», ruft sie aus der Küche. Nur die Mohnmühle fehle ihr noch dazu, fügt sie an. Auf einem Hof wie diesem wohl kaum ein Hindernis.

Autorin: Sabine Lubow

Dazugehörige Produkte

Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick

Biohof Köpfli

Markus (1967) und Kornelia (1964) Köpfli mit Lukas (1996) und Priska (1998)

Hofübernahme: 1992

Umstellung auf Bio: 1998

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 24 ha
  • Ackerkulturen mit Mohn, Lein, Erbsen/Gerste, Mais/Feuerbohnen, Weizen
  • Kunstwiese und Ökoflächen
  • 70 Hochstammobstbäume mit Äpfeln, Birnen, Zwetschgen, Kirschen, Aronia
  • 50 Rinder (Bio-Weidebeef), 7 Ziegen, 1 Pferd, 3 Ponys, Hund und Katzen
Copyright © Biofarm Genossenschaft | Umsetzung durch BIWAC