Mais

Das Feld, auf dem die grossen «Fahnen» wehen

Die Obfelder Biobauernfamilie Schneebeli im Zürcher Säuliamt macht sich einen Sport daraus, pfiffige Ideen zu entwickeln, eigene Wege zu gehen. «Probieren geht mit Studieren», zeigt ihr vielseitiger Hof – so auch ihr hybridfreier, luftgetrockneter Mais für Biofarm aus eigener Zucht.  

Vor der traumhaften Kulisse mit Rigi, Pilatus und Alpenkette hatte sich Vater Hansjörg Schneebeli schon in den 1990er Jahren an ein mutiges Experiment gewagt: die Zucht von Bio-Austernpilzen auf Strohsubstrat. Auch die Wiedereinführung der alten Kulturpflanze Senf haben er und sein Sohn Fabian nach wechselhaften Versuchen auf dem Bio-Acker möglich gemacht. Denn mit der Rückkehr von Schneebeli Junior aus den Lehr- und Wanderjahren im Ausland, ging noch ein zweiter beherzter Macher in Obfelden ans Werk. Seit 2012 setzt Familie Schneebeli auf Speisemais: «In jenem Frühling hatte Biofarm zu wenig, da haben wir unseren ausprobiert,» erklärt Fabian Schneebeli. Das Resultat überzeugte: «Wir bauen heute unsere eigene Sorte an und lassen die Kolben im Gestell lufttrocknen, was weniger Haarrisse im Korn bewirkt als beim künstlichen Trocknen. Dadurch ist die Ausbeute in der Verarbeitung mit mehr Maisgries höher.»

Faszinosum Mais

Die heilige Pflanze der mexikanischen Indios fasziniert den Biolandwirt. 2016 übernahm er den elterlichen Betrieb. Für ihn hat diese Ackerkultur mit ihrem rasanten Wachstum im Sommer ein «enormes Potenzial», trotz ihrer Herausforderungen, die einiges an Respekt abverlangen. Eine davon – und nicht die geringste – ist ein völlig anderer Pilz als der, mit dem sich der Schneebeli-Hof längst einen Namen gemacht hat. Es ist der in der Natur allgegenwärtige Schimmelpilz mit dem unaussprechlichen Namen Deoxynivalenol, kurz DON genannt. Der Betriebsleiter: «Je nach Witterung befällt er mehr oder weniger Körner. Normalerweise sinkt der DON-Gehalt während der Verarbeitung beim Entfernen der Schale, doch ist er wegen seiner ungleichmässigen Verteilung im Endprodukt trotz vorgängiger Stichprobenkontrollen weiterhin nachweisbar – manchmal sogar über dem Grenzwert.» So geschehen im Jahr 2020, als Fabian Schneebelis Maismehl und Maisgries zu Tierfutter deklassiert werden musste. An und für sich sei DON gar nicht schlimm, sagt der Landwirt, es könne Übelkeit verursachen, wenn eine ca. 70 kg schwere Person über 500g Maismehl aufs Mal zu sich nehmen würde, was ja eine absurde Vorstellung sei. Doch der Grenzwert sei nun mal tief angesetzt.

Unabhängig mit eigenem Saatgut

Trotz Erfahrung mit dem bösen Pilz, trotz schlechter Ernten nach der anhaltenden Trockenheit 2018 und schweren Hagelschadens 2021: An der viele Jahrtausende alten Kultur hält Fabian Schneebeli fest. Auch die Tatsache, dass hybridloses Saatgut einen geringeren Ertrag einbringt, ändert nichts an seiner Zuversicht. «Es hat mich begeistert, nicht mehr auf Hybridsaatgut angewiesen zu sein. Die Sorten haben alle drei Jahre gewechselt, kaum hatten wir eine passende Sorte gefunden, wurde sie schon wieder ersetzt,» erklärt er. Auf einem Teil seines Maisfeldes entfernt er jeweils bei den kleineren Pflanzen die sogenannten «Fahnen» (männliche Bestäuber), damit nur noch die grösseren Exemplare verbleiben. Kurz vor der Ernte holt er von Hand die schönsten reifen Kolben gesunder Pflanzen aus den Maisreihen: Sein Saatgut für das nächste Jahr! Das gebe zwar Rückenschmerzen, sei aber eine beglückende Arbeit. Auf diese Weise entsteht eine natürliche Auslese robuster Pflanzen, angepasst an das lokale Klima. «Auch die genetische Vielfalt in unserem Feld ist damit viel grösser», freut er sich. Wenn dann Herbst- und Winterwind übers Säuliamt ziehen, trocknen Fabian Schneebelis Kolben mit ganz viel frischer Luft. Und im Frühling, nach dem Dreschen, sind die gesiebten, gereinigten und aussortierten Körner bereit für feinste Spezialitäten aus Zürcher Bio-Knospe-Mais.

Autorin: Sabine Lubow

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Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick

Biohof Familie Schneebeli

Fabian (1981) und Simone (1984) Schneebeli

mit Jana, Lena und Naemi

Mitarbeitende: Sara und Jaime

Hofübernahme: 2016 von den Eltern Hansjörg und Uschi Schneebeli

Umstellung auf Bio: 1969

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 21 ha
  • Ackerkulturen: Ölkürbis, Dinkel, Hafer, Mais und Azukibohnen
  • Kunstwiese
  • Bio-Austernpilzzucht
  • Tiere: 20 Mutterkühe (Bio-Natura-Beef) und 40 Legehennen
  • http://www.biopilze.ch/index.html

 

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