Tee - Astrid Gyger

Wo die Magie der Kräuter spielt

Überall summen die Bienen, Salbei wiegt im Wind, es blüht und duftet die betörende Rose de Resht: Auf über 1000 M.ü.M. hat Astrid Gyger Bachmann in Eriz (BE) ihre Kräutermanufaktur eingerichtet. Dort kreiert sie fabelhafte Teemischungen auch für Biofarm.  

Die Bergstrasse führt in immer neuen Schlaufen weiter und weiter hinauf. Plötzlich taucht er auf, der kleine Bergbiohof Erlebniszauber. Wie auf einer Insel fühlt man sich hier oben. Die frische Luft und der überwältigende Panoramablick vom Karstgebirge der Sieben Hengste bis weit über die Ebene von Thun hinaus zum Jura lassen tief durchatmen. In diesem Paradies leben Astrid Gyger, ihr Mann Simon Bachmann, Sohn Timo und Vater Hans Gyger.

Eigene Mischungen

2001 übernahm Astrid Gyger den elterlichen Betrieb. Sie erzählt: «Die Urgrosseltern hatten den 1783 erbauten Hof für die Grosseltern gekauft, und ich führte ihn ein paar Jahre so weiter, wie er war, mit Rhätischem Grauvieh in Mutterkuhhaltung.» Es dauerte nicht lange, und die gelernte Drogistin, die in Teilzeit zunächst weiter auf ihrem Beruf arbeitete, schloss sich dem Verein für biologischen Kräuteranbau im Schweizer Berggebiet (VBKB) an. Dieser fördert den Anbau von Heil- und Gewürzkräutern. Seine Mitglieder sind in den Berggebieten aller Himmelsrichtungen am Werk: vom Wallis über den Kanton Bern bis zum Jura im Solothurnischen, von der Rigi bis ins Toggenburg. Viele bearbeiten ihr Land wie Familie Gyger Bachmann ohne grosse Motoren und leisten umso mehr Handarbeit. Die Erfahreneren unter ihnen geben ihr Wissen an die Jüngeren weiter, und ihre gute Vernetzung nutzen sie, um sich für mehr Vielfalt gegenseitig mit Kräutern auszuhelfen. Astrid Gyger liess sich vom VBKB beraten und begann 2008, unter Mithilfe des Vaters, einen steilen Hang ihres Betriebs zu bearbeiten. Sie setzte «Einstiegskräuter» wie Apfel- und Marokkanische Minze sowie Goldmelisse. «Ich wollte meine eigenen Mischungen machen», erinnert sie. Heute blühen auf dem Bioberghof Erlebniszauber über 40 Kräuter. Allerdings dienen diese nicht zur Teeproduktion, sondern vielmehr zur Wissensvermittlung und zum Degustieren für die angebotenen Führungen, Workshops und Erlebnisveranstaltungen.

Ein Refugium aus Holz

2011 kam Simon Baumann auf den Hof. Den Bootsführer der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft hatte der Zufall als Helfer für die Holunderernte hergeführt. Vom Limmatwasser auf den Berg? «Auf dem Schiff wie auf dem Hof gibt es Gemeinsames – Selbstverantwortung zum Beispiel», lautet seine Antwort. Bioberglandwirtschaft und Kräuterwelt jedenfalls scheinen dem vielseitigen Familienvater gerade so vertraut wie einst die Fahrwasser der Limmat. Nach einem kleinen Rundgang führt er zum Stall, wo sich seine Burenziegen bewundern lassen. Ein paar Schritte weiter winkt Astrid Gyger herbei. Sie öffnet eine Türe, bittet herein und schliesst sogleich. Ein unsäglich feiner und zugleich würziger Duft erfüllt den Raum. In diesem Refugium ganz aus Holz lagert und mischt sie gekonnt in erster Linie die Kräuter, die sie von Mitgliedern des VBKB bezieht und veredelt. In ihrer Manufaktur gilt es jedes Jahr von Neuem, mit dem umzugehen, was vorhanden ist. Wenn Hagel, Dauerregen oder starke Gewitter die Ernten schmälern oder gar vereiteln, ist Kreativität umso mehr gefordert. Auch die Biofarm-Genossenschaft, die sie bereits als Drogistin kannte und schätzte, hat Astrid Gyger mit ihren Tees überzeugt. Worin liegt die Kunst, das Geheimnis ihrer so harmonischen, einzigartigen Mischungen? «Manchmal muss man einfach warten, und die Kräuter auf die Seite legen», sagt sie bescheiden. Und wie kommt sie zu Namen wie «Morgentau», «Blaue Fee», «Magie der Blüten»? Die Fachfrau verrät: «Beim Trinken der neuen Teemischungen.» Und dann? «Dann heisst es abwarten und Tee trinken.» Sie lächelt und schweigt. Neben ihrem Fachwissen und der Erfahrung wird dieses feine Gespür für das, was aus der Natur so wunderbar zusammenpasst, ihr Geheimnis bleiben. In Worten wäre es sowieso nicht zu beschreiben.

Autorin: Sabine Lubow

Dazugehörige Produkte

Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick 

Bioberghof Erlebniszauber / Teemanufaktur

Astrid Gyger (1971) und Simon Bachmann (1983) mit Timo Bachmann (2014)
Vater Hans Gyger (1937)

Hofübernahme: 2001

Umstellung auf Bio: 1991

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche: 5,8 ha (ca. 3 ha Ökofläche und 2,8 ha Grünland)
  • Obst: 20 Hochstammbäume mit Lager- und Mostobst: Äpfel, Kirschen, Birne, Baumnüsse, Heidelbeersträucher, Holunderanlage
  • Kräuter: (40 Sorten) für Führungen, Kurse, Degustationen
  • Tiere: 11 Burenziegen, 6 Hühner, 3 Katzen
  • Hofladen
  • www.astridgyger.ch
  • www.erlebniszauber.ch
Copyright © Biofarm Genossenschaft | Umsetzung durch BIWAC