Senf-Pittet

«Mit Geduld zu sauberen Körnern»

Auf 800 Metern über Meer am Nordhang des Mont Gibloux gelegen, bietet Villarlod nicht die günstigsten Voraussetzungen für die Landwirtschaft. Aber das innovative Bauernpaar Pittet zeigt eindrücklich, wie man einen kleinen Bauernbetrieb weiterentwickeln kann.

Mit freundlicher und aufrichtiger Herzlichkeit und - wenn es sein muss - auch auf Deutsch begrüßt Jean-Marc Pittet, ein kräftiger Mann mit sicherer Stimme, die BesucherInnen auf seinem Hof. 

1991 übernahm er den neun Hektar grossen Milchviehbetrieb von seinem Vater und hat seitdem zusammen mit seiner Frau Béatrice nicht nur die Fläche mehr als verdoppelt, sondern den Hof auch auf biologische Landwirtschaft umgestellt und sonst viel verändert. In den Höhenlagen des Freiburger Landes sind nur die besten Böden ackerfähig, weshalb die Viehhaltung hier Sinn macht. Die Milchproduktion wurde bereits 1995 aufgegeben und die Grünlandflächen werden von einer Mutterkuhherde genutzt. Die Fleischproduktion ist extensiv, die Tiere werden ausschließlich vom Futter der Wiesen ernährt. Sie sind im Alter von etwa zwei Jahren schlachtreif. Die Viehhaltung allein würde den Pittets jedoch nicht genügen. Ein Hühnerstall mit rund 2000 Legehennen wurde errichtet und ist ebenfalls ein wichtiger Betriebszweig. Die Eier werden von einem Grosshändler abgenommen und ein Teil davon wird auf dem Hof verwertet. Béatrice Pittet stellt auch die traditionellen Freiburger Meringues aus frischem Eiweiß her. Man kann sie wirklich als "Produit du Terroir" bezeichnen, da ein wichtiger Teil der Rohstoffe vom Hof stammt. Auf dem Ackerland, etwa fünf Hektaren, baut Jean-Marc Pittet hauptsächlich Produkte für die menschliche Ernährung an.

Vom Leindotter zur Körnerreinigung

Die Mischkultur von Erbsen und Leindotter, die vor einigen Jahren Nicolas Chenuz – der Partner von Biofarm für die Herstellung des Camelineöls – propagierte, interessierte Jean-Marc darum sehr: Die Erbsen sind gesuchter Proteinlieferant fürs Futter und aus den Leindottersamen lässt sich das sehr gesunde und schmackhafte Camelineöl pressen. Der kommunikative Jean-Marc begnügte sich aber bald nicht mit dem Anbau des Rohstoffs, sondern wollte möglichst viel von der Wertschöpfung, also auch die Vermarktung, bei sich behalten. Ein wichtiger Faktor für ein qualitativ hochstehendes Öl ist auch die Reinheit der Saat, weshalb sich Jean-Marc einen Siebreiniger anschaffte. Mit einigen Anpassungen an der Maschine konnten die ersten Samen vom Betrieb gereinigt werden und bald fragten auch Nachbarn für die Reinigung spezieller Ernten an. Die Kapazität dieses Reinigers wurde jedoch schnell überschritten, sodass ein umfassenderes Projekt geplant wurde. Im Jahr 2015 wurde eine neue Anlage mit einem Annahmebunker, Elevatoren und einem Trommelsortierer in Betrieb genommen. Temporäre Lagersilos ermöglichten außerdem eine Rationalisierung der Annahme von Ernten und der Verpackungsarbeiten. Die Nachfrage stieg stetig an, vor allem zur Reinigung spezieller Kulturen. Mehrere Landwirte probierten auch allerlei Mischkulturen aus, was die Arbeit der Aufbereitung ebenfalls komplexer gestaltete. So stiess man bezüglich Reinigungsqualität mit den mechanischen Reinigern an die Grenzen. Im Jahr 2017 wurde darum mit dem Kauf eines photometrischen Reinigers, auch Farbausleser genannt, ein Technologiesprung vollzogen. Die Verwendung dieser Hightech-Maschine, die mithilfe eines Luftstrahls andersfarbige Partikel aus dem zu reinigenden Gut ausbläst, erfordert technisches Verständnis und Erfahrung. Jean-Marc hat sich diese Fähigkeiten im Laufe der Jahre durch die Suche nach Lösungen für alle Arten von Samen angeeignet.

Und als Landwirt setzt er die Maschinen auch im Interesse der Landwirte ein. "Wenn ich den Farbausleser nicht so aggressiv einstelle, erfordert das zwar für die gleiche Ernte mehrere Durchgänge, aber der Anteil an schönen Kernen im Abgang ist viel geringer und somit gibt es mehr zu vermarktende Ware für den Kunden. Diese sorgfältige Arbeitsweise ist auch für Biofarm ein entscheidender Faktor in der Zusammenarbeit, sei es bei den Biofarm Raps- oder Senfkörnern - oder bei der Reinigung und Kalibrierung des Buchweizens. Die Zusammenarbeit mit Biofarm begann mit den Senfkörnern.

«Sauber, trocken, ohne Fremdkörper»

Als gelernte Köchin tüftelt Béatrice Pittet sehr motiviert mit den von ihrem Mann gereinigten Senfkörnern zur Herstellung der ‚Moutarde de Bénichon‘. Dieser spezielle Senf wird im Kanton Freiburg nur während der Erntedankzeit zur ebenfalls typischen Cuchaule, einem Safran-Brot, serviert. Auch Caméline-Bretzel, Anisbrötchen oder ‚vin cuit‘, Birnendicksaft aus den Büschelibirli sind – nebst erwähnten Meringues - Freiburger Spezialitäten aus ihrer ideenreichen Küche, die im Hofladen und in der Gegend verkauft werden.

Aber auch in Sachen Energie ist der Betrieb der Familie Pittet ein Gewinn für das Dorf: "Unsere Photovoltaikanlagen auf der Scheune, dem Stall und dem Haus produzieren Strom, der dem Verbrauch von etwa 20 Haushalten entspricht", erklärt Jean-Marc mit berechtigtem Stolz. Selbst für den Winter, wenn der Schnee die Sonnenkollektoren bedeckt, hat Jean-Marc mit einer Holzheizung mit Kraft-Wärme-Kopplung vorgesorgt, die er auch zur Stromerzeugung nutzen kann.

Auch das soziale Leben hat für die Familie Pittet einen hohen Stellenwert. Nebst all der Arbeit als Bauern, der Reinigung spezieller Ernten und der Vermarktung der Spezialitäten vom Hof engagieren sich die Pittets ehrenamtlich in den örtlichen Vereinen. Jean-Marc schätzt als Betriebsleiter der ‚Teleskis du Gibloux‘, dem örtlichen Skilift, besonders den menschlichen Kontakt.

Da bleibt nur zu hoffen, dass er für die Biofarm-Körner auch weiterhin Zeit findet.

Autor: Hans-Georg Kessler

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Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick

Biohof Köpfli

Jean-Marc (1964) und Béatrice (1966) Pittet-Yerly, Alexandre (1991) und Elise (1995)

Umstellung auf Bio: 2000

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 20.5 ha
  • Ackerbau: Dinkel, Einkorn, Erbsen-Leindotter, Senf
  • Kunst- und Naturwiesen, 3 ha extensive Wiesen, Wald
  • Tiere: 2‘000 Legehennen, 15 – 16 Mutterkühe mit entsprechend Kälbern, Weideochsen und –rinder.
  • Herstellung verschiedener Spezialitäten, Hofladen
  • www.semeursdesaveurs.ch

 

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