Rote Bohnen

Aufgeben? Aber nicht die Bohne!

Am Rand der kleinen Gemeinde Missy im Westschweizer Mittelland bestellt Biolandwirt Lucien Quillet seine Felder in fünfter Generation. Seine Experimentierfreude mit herausfordernden Kulturen trägt Früchte. Für Biofarm erntet er Kichererbsen und Rote Bohnen.

«Ich mag Hülsenfrüchte», sagt Lucien Quillet, «sie holen Stickstoff aus der Luft und bereichern damit die Erde.» Seine beiden Felder mit je einer Hektare Kichererbsen und Roten Bohnen liegen in der Broye-Ebene, am unteren Lauf der Petite Glâne. Hier befinden wir uns ganz nah an der Kantonsgrenze, wo sich der Kanton Waadt gegen Nordosten hin als Enklave in den Kanton Freiburg schiebt. Avenches mit den Pferden des Schweizerischen Nationalgestüts und Payerne mit den Fliegern des nationalen Militärflugplatzes sind wenige Kilometer nur von Lucien Quillets Ferme entfernt.

Unverdrossen weitermachen

Hülsenfrüchte sind in der Tat wertvoll für die Fruchtfolge im Biolandbau, da sie auf natürliche Weise den Boden mit dem wichtigen Pflanzennährstoff Stickstoff versorgen und deshalb nur geringe Düngung benötigen. Unterstützt vom Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL), machte Lucien Quillet einen ersten Versuch mit vier verschiedenen Sorten Kichererbsen. Im ersten Jahr sei die Bilanz katastrophal gewesen, erzählt er: «Erstens habe ich Ende Mai etwas zu spät gesät, zweitens war das Wetter kühl und regnerisch. Es war nie genügend lang warm und trocken.» Ernten konnte der Landwirt gerade mal so viele Körnchen, wie er dem Boden im Frühjahr anvertraut hatte. Und die seien erst noch von weniger guter Qualität gewesen. «Man soll es nie bei einem Misserfolg bewenden lassen», so sein Motto. Also will es Lucien Quillet im Folgejahr es erst recht wissen. Unverdrossen wiederholt er den Versuch. Diesmal kommt die Kichererbse «Orion», eine für das Waadtländer Klima besser geeignete Sorte, in den Boden, und zwar noch im April. Gleich daneben, auf einer weiteren Hektare, geht er eine zweite Herausforderung ein: Rote Bohnen – noch eine Hülsenfrucht, naturellement.

Die ganze Pflanze erwischen

Der lange, aussergewöhnlich warme und trockene Sommer behagt den Ackerpflanzen. Allerdings auch dem Unkraut. «Ist es erst einmal da, wird man es nicht so schnell wieder los. Aber hinterher ist man immer schlauer. Es braucht etwas Gespür für solche Kulturen», quittiert der Landwirt seine Erfahrungen.
Obwohl Ende August, kurz vor der Ernte, den reifen Bohnen in ihren trockenen Hülsen am ideal eingetrockneten Kraut doch noch feuchtes Wetter zu schaffen macht, kann Lucien Quillet den Mähdrescher bestellen. Jetzt gilt es, die nächste Hürde zu meistern. «Man muss diese Kultur dicht am Boden dreschen und aufpassen, dass die ganze Pflanze erwischt wird, sonst springen die Hülsen auf», hält er fest. Mit einem stattlichen Nettoertrag von über zwei Tonnen pro Hektare fährt er die erste Ernte für Biofarm ein. Die Genossenschaft kennt er, denn mit ihr steht er bereits für seinen Raps unter Vertrag: «Biofarm ist ein sicherer Absatzkanal für mich, und als sie Produzenten für Rote Bohnen suchten, sagte ich zu.»

Mehr Vielfalt

An den Feldrändern fällt die Vielfalt an Sträuchern und Hecken auf. Lucien Quillet: «Unter Mitwirkung der Experten von CSD-Lausanne/Yverdon-les-Bains und dem Einsatz von Freiwilligen haben wir hier 280 Pflanzungen für mehr Biodiversität realisiert.» Als Präsident des ökologischen Netzwerkes seiner Gemeinde setzt sich dieser Landwirt seit Jahren aber nicht nur für Fauna und Flora ein, sondern auch für die Renaturierung der Petite Glâne. Dieser Nebenfluss der Broye zieht im Kanal «Grand Fossé» an den Feldern vorbei, die noch bis vor wenigen Jahren hauptsächlich der Zuckerrübenproduktion dienten. Heute finden hier vom Aussterben bedrohte Vogelarten, wie Neuntöter und Goldammer etwa, den für sie geeigneten Lebensraum wieder. Sie sind also in bester Gesellschaft, die Hülsenfrüchte von Lucien Quillet.

Autorin: Sabine Lubow

Dazugehörige Produkte

Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick 

Ferme du Grand-Pré

Lucien (1968) und Sophie Quillet (1969) mit Milène, Pauline, Elsa, Clarisse

Hofübernahme: 1998

Umstellung auf Bio: 2019

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 250 ha
  • Ackerbau: Rote Bohnen, Kichererbsen, Soja, Raps; Futtermais, Ackerbohnen, Winterweizen, Luzerne
  • Kunst- und Naturwiesen; ökologische Ausgleichs- und Biodiversitätsförderflächen
  • Gemüse: Kürbisse und Kartoffeln
  • Obst: 40 Hochstammbäume mit Äpfeln, Birnen, Kirschen, Zwetschgen
  • 4 Walnussbäume; 40 Weidenbäume
  • Tiere: Mutterkuhhaltung mit 6 Kühen, 6 Kälbern
  • Hofladen

 

 

Copyright © Biofarm Genossenschaft | Umsetzung durch BIWAC