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Mühle Schwanden
Goldene Tradition mit Experimentierfreude
Mühlen mahlen lange schon im Emmental. In Schwanden BE bietet Simon Baumann feinste Mahlqualität. Er bereitet Körner oder winzige Samen auf: reinigt, entspelzt, schleift auch für Biofarm. So erhält er altes Müllerhandwerk und der Region die Wertschöpfung ihrer Bauernfamilien.
Von Weitem zieht der imposante Riegbau das Auge auf sich. So anheimelnd die alte Mühle von aussen wirkt, so ist sie von innen. Wer durch die Holztüre tritt, bekommt eine Atmosphäre zu spüren, als sei die Welt ein einziges Ährenfeld. Einen warmen Handschlag später nimmt sich Betriebsleiter Simon Baumann Zeit für den Rundgang durch eine faszinierende Welt. Vor bald zweihundert Jahren war diese Mühle nach einem Brand neu aufgebaut worden. Drei Stockwerke, über steile Treppen erreichbar, beherbergen die Arbeits- und die Lagerräume. Blitzblanke Maschinen älteren und neueren Kalibers, Rohre, Schächte, Aufzüge, Säcke und Behälter in allen Winkeln sind zu entdecken. Ein duftendes Labyrinth! Unter dem Dach hat Simon Baumann für individuelle Lagerungen Speicher in verschiedenen Grössen eingebaut. Das solide Holzhandwerk verrät den Fachmann: Dieser Müller arbeitete in seinem früheren Leben 22 Jahre lang als Schreiner. Er erklärt: «Mein Vorgänger Fritz Hess wirkte hier über 50 Jahre, und es war niemand da, der seine Arbeit weiterführen wollte.»
Wer nicht aufpasst, muss putzen
Simon Baumann begann 2016 in der Mühle Schwanden. «Beides sind Berufe mit natürlicher Materie, mit Anpacken und Handwerken», begründet er seinen grossen Spagat. «Ich durfte vom enormen Erfahrungsschatz eines Vollprofis profitieren, und auch andere Müller in der Region sind sehr gut gesinnt und stets bereit, ihr Wissen zu teilen.» Seit 2020 übernimmt der Berner Buchweizen-Chargen für Biofarm. Seine Mühle gehört zu den ganz wenigen im Land, die dieses Pseudogetreide entspelzen. Trocken und kalibriert, abgefüllt in Big Bags, trifft es direkt aus dem Welschland ein. Abgeschliffen werden die Spelzen der Nüsschen in der Dinkelschälmaschine: «10 Stunden läuft jeweils die Anlage, um 100 Kilo zu entspelzen. Alle zwei bis drei Stunden gilt es, die Säcke mit den Spelzen zu wechseln, die Kessel mit dem Bruch zu leeren, und wer nicht aufpasst, der muss putzen», so der Betriebsleiter. Für die Genossenschaft in Kleindietwil mahlen er und seine Teilzeitmitarbeitenden auch Lein- und Hanfsamen aus Presskuchen zu Mehl. Dafür hat Simon Baumann extra in eine Waldner-Mühle mit einem speziellen Stein investiert. «Sie funktionierte gut für den Hanf, war jedoch weniger geeignet für den Lein: 25 kg haben wir durchgelassen, es war aufwändig und sehr ölig, und danach mussten wir zwei Stunden putzen.» Seither leistet eine Schlagmühle, ausgestattet mit einem sehr feinen Sieb, wesentlich bessere Dienste.
Alles nutzen und verwerten
Simon Baumann experimentiert gerne mit alten Nischenkulturen, auch wenn nicht alles auf Anhieb klappt. Einer der Gründe auch, weshalb der Biobauernsohn aus dem rund 20 km entfernten Eggiwil gerne mit Biofarm zusammenarbeitet: «Sie sind unkompliziert und trotzdem gut strukturiert. Man kann ausprobieren und sagen, wenn’s nicht geht.» Mit anderen Kleinstsamen, wie Mohn etwa, hat er für die Genossenschaft ebenfalls Versuche gemacht.
In Schwanden dreht sich seit den 80er Jahren kein Wasserrad mehr. Das Wasser des Goldbachs nutzt eine Turbine im Keller zur Energiegewinnung. Der Müller hofft trotzdem, die Mühle eines Tages wieder mit einem Rad auszustatten. «Gäng» Wasser habe der Goldbach, selbst dann, wenn die Emme wenig führe. Er ist also nicht nur wegen des Napfgolds sein Gold wert, dieser Bach. Golden glänzen übrigens auf seinem Weg auch die Dinkelähren. Wenn die Sonne scheint.
Autorin: Sabine Lubow
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Mühle Schwanden
Simon (1981) und Sina (1983) Baumann mit Joyce, Yara, Nelio und zwei Pflegekindern
Baujahr: um 1830 mit älterem Kern;
Betriebsübernahme: 2018;
Übernahme der benachbarten Mühle Zollbrück: 2022;
- Brotgetreide aus verschiedenen Weizen- und Dinkelmehlen;
- Mehlmischungen aus Weizen, Dinkel, Hafer, Roggen;
- Spezialkulturen: Buchweizennüssli und -mehl, Hanf- und Leinsamen, Lupinen-Kaffeebohnen, Kichererbsen, Mohn;
- Flocken und Kerne aus Dinkel, Hafer, Gerste; Kernotto und Rollgerste.
- www.muehleschwanden.ch
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