Honig

Dort, wo es cremig «honigt»

Stundenlang könnte man zuhören, wenn die Villigers von ihren Arbeiterinnen berichten. Oberhalb von Döttingen AG steht ein «Terminal» der besonderen Art. Weder Fluglärm noch Kerosingeruch entstehen hier, dafür Honig für Biofarm – zart schmelzend und süss wie ein Höhenflug.

Mit einem Einführungskurs hatte es begonnen. Corinne Villiger und ihr Mann Christoph arbeiteten beide im Pharmabereich, als das Imkern ihre Neugier weckte. Die Biologin und der Biotechnologe teilten ein tiefes Interesse für die Zusammenhänge in der Natur. «Darin ist die Rolle der Bienen mit ihrer Bestäubungsleistung zentral, und das war und ist für uns der Motor», fasst Christoph Villiger ihr «feu sacré» fürs Imkern zusammen. Faszination und Respekt für die wertvollen Tierchen beflügelt die vierköpfige Familie im Unteren Aaretal. Am Anfang fünf, im zweiten Jahr elf, sind es heute an die 160 Bienenvölker, die im nördlichen Aargau je nach Nahrungsangebot in einem Radius von bis zu drei Kilometern für die Villigers einer der wohl wichtigsten Beschäftigungen auf diesem Planeten nachgehen. «Die Landwirtschaft hat sich verändert», sagt der Imker, «600 Wildbienenarten sind in der Schweiz aufgeführt, etwa 50% sind heute bedroht, und es steht schlecht um ihre Überlebenschancen.» Seit Jahren engagiert er sich bei «BienenSchweiz», berät Imker und vertritt die Schweiz bei «Apimondia», dem internationalen Verband der Bienenzüchtervereinigungen. Seinen erfolgreichen Job im Marketing hat er 2019 ganz für die Imkerei aufgegeben. Mit Tatkraft, Fachwissen und unternehmerischem Geist steht ihm seine Frau Corinne zur Seite – soweit es ihr die Verantwortung als Leiterin Qualitätssicherung in der Lebensmittelbranche ermöglicht. 

Genug Platz für alle

Im selbst umgebauten und eingerichteten Betriebsgebäude neben den Feldern, die einst von Christoph Villigers Grossvater bewirtschaftet wurden, sind Schleuder-, Kühl-, Lager- und Arbeitsraum mit Honiglager untergebracht. Die Ruhe trügt: Das Leben in der Döttinger Bio-Imkerei ist arbeitsintensiv. Nachdem die Königinnen im Januar mit dem Eierlegen anfangen, geht’s für den Menschen im März so richtig los: «In der Zeit des Völkerwachstums, von Ende April bis Ende Juli, wenn ab 8 bis 10 Uhr die Arbeiterinnen ausfliegen, beginnt der Tag um 5 Uhr und endet meist erst gegen Mitternacht. Bei Sonnenaufgang fährt Christoph Villiger mit Jungvolk- und Schwarm-Kisten, Honigzargen und Werkzeug zu den verschiedenen Standorten. Wie geht es den Tieren? Was macht die Brut? Wie steht es um die Vitalität? Brauchen sie mehr Platz? Zwischen April und Juni steht zudem jeden Abend die Pollenernte an, nachdem die Flug-Equipe heimgekehrt ist und in den Pollenfallen ihre Höschen abgestreift hat. Der von Hand gereinigte Pollen wird unverzüglich eingefroren, damit er nicht zu schimmeln beginnt. Das schonende Trocknen dieser Kostbarkeit mit der Farbenpracht besuchter Blüten dauert drei Tage.

Genau beobachten

Auch in der Schwarmzeit, vom Frühling bis Sommer, stehen die Bienen regelmässig unter Kontrolle. Der Imker macht sich Notizen, führt Buch über jedes seiner Völker. «Es gibt so viel zu beobachten», erklärt er und betont: «Ich propagiere genaueres, längeres Hinschauen, denn auch mit viel Erfahrung gibt es immer wieder Neues zu entdecken und zu lernen.» So könne man manchmal erst durch Zufall in einem Volk auf eine weitere Königin stossen. Dies komme öfters vor als angenommen. Der Fachmann räumt auf mit einer verbreiteten Meinung punkto Honigernte: «Bis Ende Juli brauchen die Völker Platz für die Brut, und falls es einmal honigt, muss genügend Platz dafür in den Honigzargen bereitgestellt werden. Sollte viel Honig anfallen, wird das Brutnest immer kleiner, die Königin legt weniger, und das Volk hat keine Überwinterungschancen.» Chancen auf Erfolg jedenfalls dürften den kleinen Mitarbeiterinnen dieser Imkerei beschieden sein. Ihr Werk, von den Villigers zu einzigartigem Cremehonig auch für Biofarm verarbeitet, ist vom Feinsten. Die dazu erforderlichen Schleudertage seien lange Grosskampftage, sagt der Patron, und fügt im selben Atemzug hinzu: «Die Bienen setzen sich so stark ein für ein wertvolles Produkt, dass wir dies auch tun wollen.»

Autorin: Sabine Lubow

Dazugehörige Produkte

Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick Biohof Eichhof

Christoph (1970) und Corinne (1974) Villiger
mit Anna und Timon

Hofübernahme: 2009

Umstellung auf Bio: 2014

 

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche
    (verpachtet) 
    1.5 ha
  • ca. 160 Bienenvölker an 9 verschiedenen Standorten
  • Obstbäume mit Äpfeln, Kirschen, Zwetschgen, Pflaumen
  • extensive Naturwiesen mit Bodenstrukturen für Wildbienen und ganzjähriges Blühangebot
  • www.cremehonig.ch
Copyright © Biofarm Genossenschaft | Umsetzung durch BIWAC