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HOLL-Raps - Bovy
Raps, du stehst unter Beobachtung!
Bis zur berühmten Wasserfontäne der Genfer Bucht und weiter reicht die Sicht. Familie Bovy in Longirod VD ist es gewohnt, den Weitblick zu pflegen, über Grenzen zu schauen. Auch deshalb bauen Vater Etienne und Sohn Victor Bovy am Jurafuss für Biofarm einen speziellen Raps an.
Mit seinem fast phosphoreszierenden Gelb überstrahlt er in der Blüte alles. Doch Raps ist eine schwierige, riskante Kultur. Hans-Georg Kessler, Leiter Landwirtschaft und Ölsaaten-Spezialist von Biofarm: «Weil im Bio-Anbau keine Insektizide verwendet werden dürfen, ist Raps besonders ausgesetzt, denn fast in jedem Wachstumsstadium knabbern und stechen verschiedenste Insekten daran herum.» An einem Informationsanlass in der Region von Aubonne VD war Etienne Bovy mit der Genossenschaft aus Kleindietwil BE ins Gespräch gekommen. Er und sein Sohn wollten es wagen. Auf 3,5 Hektaren, am Jurafuss, starteten sie auf fast 900 m.ü.M ihren Versuch mit HOLL-Raps (Heigh Oleigh Low Linoleic) für das Biofarm-Öl-Sortiment.
Fast ein Jahr auf dem Feld
Victor Bovy säte seinen ersten Raps Mitte August mit «Colza Top» auf dem sauber vorbereiteten Boden aus. Was tipptopp klingt, ist es auch. Diese sogenannte «Untersaat» besteht aus Samen von Bockshornklee, Futterlinsen, Guizotia und Alexandrinerklee. Sie bilden rasch einen Pflanzenteppich, der das Unkraut zu unterdrücken vermag. Auf der Höhe der Ferme de Pré Martin sind die Winter kalt. Das lässt den Pflanzenteppich abfrieren. Im darauffolgenden Frühling konnte sich der gut geschützte Raps seinen Weg durch das verrottete Pflanzengemisch bahnen. Victor Bovy: «Er musste dann aber ganz schnell wachsen, damit ihn das Unkraut nicht doch noch einholen konnte.» Genügend früh brachte er deshalb Dünger aus, damit die Kultur ausreichend mit Stickstoff versorgt war. «Wenn der Raps früh blüht und schnell wächst, ist er weniger anfällig, und auch der Wind hier oben hilft gegen den Befall von Schädlingen, wie Rüssel- oder Rapsglanzkäfer.». Und ganz wichtig: «Man muss ihn immer genau beobachten, dann kommt es gut.» Mit Gesteinsmehl macht der Biolandwirt ebenfalls Versuche und mischte dem Saatgut auch Ackerbohnen bei, denn wie er erklärt, hat Beides eine abstossende Wirkung auf Schädlinge.
Landwirt und Unternehmer sein
Schon vor ihrem Beschluss, eine Betriebsgemeinschaft zu gründen, waren sich Vater und Sohn einig: Sie wollten nachhaltig wirtschaften, um künftigen Generationen eine gesunde Umwelt sowie fruchtbaren Boden zu hinterlassen. Nach der Ausbildung zum Landwirt hatte Etienne Bovy eine sozialpädagogische Weiterbildung absolviert, einige Jahre in Kanada gelebt, und nach der Rückkehr mit seiner kanadischen Frau und den gemeinsamen Kindern neben der Arbeit im Sozialbereich auf dem väterlichen Hof mit der Schafzucht begonnen. Sohn Victor Bovy, diplomierter Umweltingenieur, arbeitete bis 2017 als Forschungsassistent bei der Hepia (Haute École du Paysage, d'Ingénierie et d’Architecture) in Genf, wo er sich mit landwirtschaftlichen Ökosystemen, insbesondere mit der Renaturierung von Fliessgewässern, befasste. Doch neben der Forschungsarbeit fehlte ihm etwas. «Auf dem Hof unseres Grossvaters und Vaters hatten wir drei Brüder schon als Kinder stets gerne mitgeholfen, und ich wusste: Als unabhängiger Landwirt wird man auch Unternehmer», sagt er. Das wollte er definitiv sein. Sein Ansatz als Biobauer: «Der wissenschaftlichen Entwicklung Vertrauen schenken, aber wir müssen in Zukunft noch mehr auf unsere Ernährungssouveränität achten. In diesem Zusammenhang ist für mich die Produktionsvielfalt zentral.» Dafür setzt sich Victor Bovy zusätzlich als Betriebsleiter auf dem Hof der Landwirtschaftsschule Agrilogie Marcelin bei Morges VD ein, aber auch als Präsident der Landwirtschaftskooperative «Le DorignoL» (Umkehrung von Longirod). Über die Gründung dieser Organisation mit 24 Landwirtschaftsbetrieben ist er sichtlich stolz: «So ein Zusammenschluss ist selten in der Schweiz. Wir haben uns an ähnlichen Kooperativen in Frankreich und in Belgien inspiriert. Wir achten auf Vielfalt beim Getreide, wollen im Verkauf innovativ auftreten, gemeinsam Maschinen nutzen.» Und noch einen weiteren Grund nennt der Waadtländer, mit dem Anbau von HOLL-Raps anzufangen. «Wir wollten ein Schweizer Produkt, das nachhaltig ist und als Alternative zu den bereits bekannten Speiseölen einen geschmacklichen Mehrwert bringt.» Bis zur Fontäne der Genfer Bucht und noch weiter soll’s gesagt sein.
Autorin: Sabine Lubow
Dazugehörige Produkte
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Biohof Ferme de Pré Martin
Etienne (1959) und Monique (1960) Bovy-Archambault,
Sohn Victor Bovy (1990) und Leslie Maricot (1988) mit Arthur (2020)
Betriebsgemeinschaft seit 2017
Umstellung auf Bio: 2018
- Landwirtschaftliche Nutzfläche 36 ha
- Ackerbau: Speisehafer, HOLL-Raps, Braugerste, Brotweizen, Mohn, Futtererbsen und -gerste, Ackerbohnen; Feldgemüse
- Tierhaltung: 20 Wollschweine 40 Pro Specie Rara Spiegelschafe, 60 Mutterschafe; 6 Pensionspferde
- Mikrobrauerei «Brasserie Optimiste»
- Kooperativer Hofladen
- www.fermepremartin.ch
Impressionen













