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Sonnenblumen-Streit
Auf neuen Wegen zurück zum Biolandbau
Geruhsam fliesst die Broye durch die Talebene zwischen Moudon und Lucens. Hier liegen die Felder der Ferme du Pré-Cerjat. Der Waadtländer Biolandwirt Werner Streit bestellt sie mit Schälsonnenblumen, Hirse, Weizen, Dinkel. Seit vielen Jahren liefert er an die Genossenschaft Biofarm.
«Niemals einen Landwirt heiraten!» Werner Streits Frau Alexandra erzählt, dass sie in jungen Jahren diesen Vorsatz gefasst hatte. Ihr Vater habe als Bauer viel zu viel und viel zu hart gearbeitet. Nur – im Leben kommt es hin und wieder anders als man denkt. Im Chor, dem sie beitrat, um die Reihen der Sopranistinnen zu verstärken, sang ein sehr sympathischer Bass. Und man ahnt es: Dieser Sänger war Bauer und setzte dem Vorsatz der Chorkollegin ein jähes Ende. Die in Sekretariat, Buchhaltung und Hauswirtschaft ausgebildete Bauerntochter und der Meisterlandwirt bereuen es bis heute nicht. Und im Chorverein singen sie weiterhin.
Machen, was Freude bereitet
«Immer schon wollte ich Landwirt werden.» Für Werner Streit war früh klar, dass er den elterlichen Betrieb übernehmen würde. Schon als Kind habe er sich sehr verbunden gefühlt mit Haus und Hof. Die über 300 Jahre alte Ferme du Pré-Cerjat war 1937 in den Besitz seiner Familie übergegangen. Die Urgrosseltern waren von Laupen BE ins Mittelland der Romandie ausgewandert. Ende der 90er Jahre übernahm Werner Streit das Ruder in vierter Generation und verband seinen Schritt mit einem Kurswechsel. Der Grossvater hatte zwar in den 50er Jahren bereits biologisch gewirtschaftet, doch sein Sohn sah sich gezwungen, den Hof konventionell weiterzuführen – zu jener Zeit fehlte es an Abnehmern für Biokulturen. Werner Streit: «Meinem Vater muss das umso schwerer gefallen sein, als meine Mutter wie auch meine Tanten überzeugte Anhängerinnen des ‘Möschberg’ waren.» In dieser damaligen Hochburg des schweizerischen Biolandbaus im bernischen Grosshöchstetten trafen sich Pioniere und Gleichgesinnte zur Aus- und Weiterbildung.
Vom Tabak zu den Hühnern
«Die Welt entwickelt sich weiter, und unser Betrieb wurde zu klein für die konventionelle Landwirtschaft», erzählt Werner Streit. Er habe nicht rückwärtsgehen wollen. Doch vorwärtsgehen hiess für ihn auch Rückbesinnung auf die Werte des Biolandbaus seines Grossvaters. In der Folge richtete der junge Betriebsleiter seine Ferme nach den Richtlinien der Knospe von Bio Suisse aus. Eines der Nebengebäude, das zuvor zum Trocknen und Lagern der Tabakernte gedient hatte, wurde zum Stall für Legehennen ausgebaut. Für deren Bio-Eier war die Abnahme garantiert. Die weitere Suche nach Neuem veranlasste den ruhigen, besonnenen Landwirt dazu, an Feldbegehungen teilzunehmen und auszuprobieren, was ihn auf anderen Betrieben überzeugte. Dank eines zusätzlichen Stücks Land vom Schwiegervater nutzte er die Vergrösserung seiner Anbaufläche für Dinkel, Weizen, Hirse und Schälsonnenblumen.
Mehr sein als Lieferanten
Werner Streits besondere Liebe gilt dem Weizen. Diesen sät er im Herbst aus und fährt im Frühling dreimal mit dem Striegel über den Acker. Damit beugt er gegen Unkraut vor und unterstützt die noch zarten Pflanzen im Konkurrenzkampf um Nährstoffe, Wasser und Licht. Im Sommer kommt die Ernte direkt in die 25 km entfernte Abnahmestelle von Etagnières. Die Hirse indes bleibt vorerst auf dem Hof. Für diese Kultur hat er eigens eine Belüftungsanlage eingerichtet, denn frisch geerntet muss sie sofort trocknen, damit die Rispen bei Feuchtigkeit nicht auskeimen. «Wir schätzen die Sorgfalt und Zuverlässigkeit langjähriger Lieferanten wie Werner Streit umso mehr, als relativ wenige Produzenten aus der Westschweiz ihr Getreide an uns liefern», betont Hansueli Brassel, zuständig für Getreide- und Ackerbauspezialitäten bei Biofarm. Die Wertschätzung scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Weil die Genossenschaft sie als Bauern respektiert und sich für sie einsetzt, wollte Familie Streit eine solche Unternehmenskultur nicht «nur» als Lieferantin unterstützen. So kam es, dass die Ferme du Pré-Cerjat auch als Genossenschaftsmitglied dazugehört – im «Chor» von Biofarm.
Autorin: Sabine Lubow
Dazugehörige Produkte
Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick
Ferme du Pré-Cerjat
Werner (1967) und Alexandra (1974) Streit mit Emilien und Mathilde
Hofübernahme: 2000
Umstellung auf Bio: 2000
- Landwirtschaftliche Nutzfläche 28 ha
- Ackerbau mit Schälsonnenblumen, Hirse, Weizen, Dinkel, Ackerbohne, Futtermais, Bohnen; Kunst- und Naturwiesen; Wald;
- Obstgarten mit Apfel-, Birnen, Quitten und Nussbäumen;
- Tiere: 12 Mutterkühe (Limousin und Evolèner), 1'500 Legehennen; 3 Mutterschafe (Walliser Landschafe) mit Jungen, 8 Katzen.
Impressionen











