Familie Knuchel - Baumnüsse

«Unsere Zusammenarbeit war Aufbauarbeit» 

«Baumnüsse sind reif, wenn sie fallen und sich gut von ihrer grünen Schale lösen lassen», sagt Adrian Knuchel. Auf dem Betrieb des Emmentaler Biobauern und seiner Familie in Bätterkinden (BE) wachsen 180 Nussbäume in den Himmel. Himmlisch sind ihre Nüsse für Biofarm. 

«Holst du mir rasch den Schraubenzieher?» Matthias Knuchel rennt los, noch bevor sein Vater die Frage zu Ende formulieren kann. Schon steht er mit dem gewünschten Werkzeug wieder da. Ein leiser Knacks, und das makellose Innere der Nuss liegt zwischen zwei Schalenhälften in des Bauern Hand. Wir stehen in der grossen Scheune auf dem Hof von Adrian und Yvonne Knuchel vor Holzboxen, quasi der Endstation der Baumnussproduktion. Hier landen die geernteten Baumnüsse, nachdem sie den Weg von der Plantage in die Wasch-, anschliessend in die Trocken- und schliesslich in die Trommel der Sortieranlage durchlaufen haben. Adrian Knuchel: «Einen ganzen Monat dauert der Prozess – davon sind zwei Wochen Intensivphase –, bis wir die Nüsse in 10-Kilo-Säcken an unsere grösste Abnehmerin, die Biofarm-Genossenschaft, liefern können.»

Etwas vom Val d’Isère im Emmental

Als Adrian Knuchel hier «im Schachen», einem der drei Standbeine des Familienbetriebes, die ersten Nussbäume setzte, betrat er Neuland. Plantagen in grösserem Stil gab es damals in der Schweiz noch kaum. Zu Beginn holte er sich das nötige Spezialwissen aus der französischen Baumnuss-Hochburg Grenoble im Val d’Isère. Franquette und Fernor heissen die beiden Sorten, von denen er 1'200 Ruten in die Schweiz brachte, teils auch für interessierte Kollegen. «Es handelte sich um Triebe, die in einem sehr komplexen In-Vitro-Verfahren veredelt werden», erklärt der Produzent. Gleich im ersten Jahr trieb starker Frost sein Unwesen, und die zwei Meter hohen Ruten froren alle bis auf 50 cm ab. Dennoch: Den jungen Franzosen schien es im Emmental zu behagen. 2020 konnte Adrian Knuchel mit 400 Kilo von 180 Nussbäumen eine erste grosse Ernte verbuchen. «Im Jahr darauf hat es mir dann alles verhagelt, doch im 2022 kam es wieder gut, auch wenn die Trockenheit zu kleineren Nüssen führte», erzählt er. Nach dem Vorbild der Kollegen in Frankreich habe er die Hochstammbäume in extensive Wiesen gesetzt, fährt er fort. Er gibt auch zu bedenken, dass extreme Wetterbedingungen wie die der letzten Jahre für Dauerkulturen wie diese Fragen aufwerfen. Denn, so der Landwirt: «Nussbäume brauchen genügend Wasser und Nährstoffe, wenn auch – im Vergleich zu Apfelbäumen beispielsweise – nur minimale Pflege.»

Strenge Hygienemassnahmen

Auch die Früchte starker Nussbäume bleiben vor Schädlingen nicht verschont. Zu ihren wichtigsten Feinden gehört die Walnussfruchtfliege. Sie legt ihre Eier Ende Juni in die noch grüne Frucht, wodurch die innere Nuss am Wachstum gehindert und die äussere Nussschale schwarz und unansehnlich wird. Ein Befall kann zu Einbussen der Nussqualität und zu erheblichen Ernteausfällen führen. Leicht auszumalen, was passiert, wenn solche Nüsse mitsamt Fruchtfliegeninhalt am Boden überwintern… Auch regenreiche Jahre bereiten Sorgen. Dann erhalten die Bäume nicht genügend Zeit abzutrocknen, was dem Blattfleckenpilz sehr gefällt. Adrian Knuchel achtet in seinen Baumnussreihen auf strenge Hygienemassnahmen: In der Flugzeit lässt sich die Anlage dank Klebefallen beobachten. Das Gras um die Bäume herum wird kurzgehalten. In trockenen Sommern sorgt ein Heuschnitt-Mulch für ausreichend Feuchtigkeit, während das Herbstlaub fein gemulcht wird, damit es sich gut abbauen und zersetzen kann.

Regionale Wertschätzung 

Für die Ernte im Oktober kommt Adrian Knuchels Sammelmaschine zum Zug. Diese vermietet er auch an Kollegen. Sie liest die Nüsse auf, die mittels eines am Kronenansatz der Bäume befestigten Stahlseils zu Boden geschüttelt werden. In Abständen von drei bis vier Tagen werden regelmässig alle weiteren Nüsse am Boden zusammengelesen. Der Bauer betont: «Um der Gefahr von Schimmel und Pilzbefall vorzubeugen, dürfen reife Nüsse auf keinen Fall länger liegenbleiben.» Seine Zusammenarbeit mit der Biofarm-Genossenschaft bezeichnet Adrian Knuchel als partnerschaftliche Aufbauarbeit. Forstwart im ersten Beruf, hat er an der Berner Fachhochschule HAFL Agrarwissenschaften studiert. Er zeigt sich erfreut, wie gut und wie vielseitig sich Baumnüsse verarbeiten lassen: «Geknackt, in Hälften, als Bruch oder zu Öl gepresst, ergeben sie regionale Wertschöpfung nicht nur an Weihnachten, sondern das ganze Jahr.» 

Autorin: Sabine Lubow

Dazugehörige Produkte

Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick 

Biohof Chratte 

Adrian (1981) und Yvonne (1980) Knuchel mit Philipp, Matthias und Eliane 

Hofübernahme: 2018

Umstellung auf Bio: 2006

  • Landwirtschaftliche Nutzfläche 58 ha
  • Ackerkulturen: Weizen, Dinkel, Hirse, Hafer, Mais, Sojabohnen, Sonnenblumen, Raps
  • Obstbau: Tafelkirschen; 180 Nussbäume
  • Naturwiesen, Wald
  • Tiere: Mutterkuhherde (Grauvieh), 2000 Hühner, 4 Esel, 2 Ponys, 2 Katzen 
  •  Hofladen 
  • www.biochratte.ch
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