Wir verwenden Cookies, um Ihre Erfahrungen besser machen. Um der neuen e-Privacy-Richtlinie zu entsprechen, müssen wir um Ihre Zustimmung bitten, die Cookies zu setzen.
Birnen-Greminger
Wem das Bauern im Blut liegt
Das «Dörr-Hüüsli» in Stehrenberg (TG) war ursprünglich ein «Stick-Hüüsli». Viel hat es zu erzählen und Vielfalt zu bieten. Ganz wie der Biobetrieb, dem es seinen Namen gab. Reto und Andrea Greminger führen ihn in siebter Generation und liefern Obst wie auch Ackerfrüchte an Biofarm.
Mutterschafhaltung, Obst- und Ackerbau sind die Hauptzweige des vielseitigen Biohofs «Dörr-Hüüsli». Er liegt märchenhaft in leicht hügeliger Landschaft, zwischen dem sankt-gallischen Will und dem thurgauischen Weinfelden. Hier ist die Heimat von Reto Greminger, der mit drei Schwestern auf dem elterlichen Hof aufwuchs. 2018 übernahm er den Betrieb zusammen mit seiner aus der Nachbarschaft stammenden Frau Andrea. Sie war nach einer kaufmännischen Lehre in verschiedenen Städten für die SBB tätig und wollte keinen Bauern heiraten. Doch wie das Leben so spielt… Ihr Mann hingegen bekräftigt, er habe das Bauern im Blut. Dass dem so ist, beweist sich spätestens auf dem herzerfreuenden Besucherrundgang mit dem Kinderwagen, flankiert von kleinen Mountainbikern, den Feldwegen entlang bis zu den mit Obst behangenen, gepflegten Anlagen.
Alt und neu vor Augen
Wie seine Altvorderen jeden Tag zur selben Zeit melken, das wollte Reto Greminger dann aber doch nicht. Er brauchte Abwechslung, Vielseitigkeit, neue Herausforderungen. Das Grünland nutzen nun die Mutterschafe. Auch für neue Kulturen entschied er sich – Raps zum Beispiel. Und für neue Obstanlagen. Auf dem Weg zu den Niederstamm-Baumreihen zeigt der Betriebsleiter auf vereinzelte Hochstammexemplare. Wie Mahnmale aus alten Zeiten ragen die imposanten Solitäre in den Himmel. Sie erinnern an den Charme des einstigen Landschaftsbildes von Mostindien. Ihre starken Arme strecken sie, noch stets gut behangen, der siebten wie nun auch der achten Generation vom Biohof «Dörr-Hüüsli» entgegen. Reto Greminger berichtet: «Für mich war die neue Anlage ein Aufbau von Null an – der Schnitt, die Baumerziehung mit Formieren, Schneiden, Binden – das hatten wir vorher so nicht.» Seine Birnensorten Conférence, Novembra, Williams, Schöne Helene, Kaiser Alexander blinzeln wie hingemalt zwischen den dunkelgrünen Blättern hervor. Als Biolandwirt, der auf den Einsatz chemisch-synthetischer Spritzmittel verzichtet, geht er gegen Borkenkäfer, Wanzen, Feuerbrand, Schorf und schnell sich verbreitende Mäuse mit gutem Beobachten, natürlichen Hilfsmitteln und der Wahl robuster Sorten vor. Im nahegelegenen landwirtschaftlichen Kompetenzzentrum Arenenberg hat er seine Ausbildung zum Betriebsleiter absolviert und weiss, wo er weiterführendes Fachwissen abholen kann.
Sonderlinge im Dorf
Reto Greminger nutzt Flurgänge und den kollegialen Austausch im regionalen Bio-Obstbau-Ring. Mit dem Cousin seines Vaters, dem erfahrenen Bio-Obstproduzenten Ueli Halter vom «Spatzenhof» in Schönholzerswilen, hat er einen Vollprofi in der Familie und in der Nähe. «Die Spezialisten von Biofarm kann ich stets anrufen, die sind sehr reaktiv, vermitteln, verhandeln zu unseren Gunsten, setzen sich für uns ein», lobt er. Bereits seine Eltern Martin und Agnes Greminger lieferten an die Genossenschaft. Als sie 1995 auf Biolandbau umstellten, galten sie im Dorf und in der Region noch als Sonderlinge. Agnes Greminger war es auch, die mit der Direktvermarktung begann. Das ehemalige «Stick-Hüüsli» verwandelte sie in den schmucken Hofladen «Dörr-Hüüsli». Wo heute von Trockenfrüchten aus eigener und regionaler Ernte über Frischobst und -gemüse, Nüssen, Lammfleisch bis hin zu Biofarm-Produkten eine bunte, saisonale Palette im Angebot steht, bot sich einst ein anderes Bild. Zu Zeiten, als nicht nur in St. Gallen, sondern auch im Thurgau Stickfabriken in Betrieb waren, galt das Sticken als lukrative Zusatzbeschäftigung in Heimarbeit. So ratterte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bei Familie Greminger ebenso die Stickmaschine. Auch sie hat ihren Teil dazu beigetragen, dass sich bäuerliches Wirken wie ein roter Faden über Generationen hinweg weiterzieht.
Autorin: Sabine Lubow
Dazugehörige Produkte
Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick
Biohof «Dörr-Hüüsli»
Reto (1987) und Andrea (1990) Greminger mit Dario, Dian, Leano und Jalina
Hofübernahme: 2018 von den Eltern Martin und Agnes Greminger
Umstellung auf Bio: 1995
- Landwirtschaftliche Nutzfläche 27 ha
- Ackerbau: Raps, Weizen, Hafer, Ackerbohnen; Grünland
- Obst: 220 Hochstammbäume mit Äpfeln, Birnen, Zwetschgen, Kirschen, Nüssen, Niederstammanlage mit 1'500 Tafelbirnen und 200 -zwetschgen; Heidel- und Erdbeeren
-
Tiere: 180 Schafe (Muttertiere, Lämmer und Böcke); Hofhund Mira, 14 Bienenvölker
- Direktverkauf: Hofladen mit Selbstbedienung, Online-Shop und Markt in Wil SG
- www.doerr-huesli.ch
Impressionen











