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Apfel-Feller
Hier lebt auch der Boden unter den Apfelbäumen gut
Zum Greifen nah leuchtet die Neu-Bechburg vom Jura her. Doch wer abseits der meistbefahrenen Schweizer Autobahn am Hof von Markus Köpfli in Kestenholz vorbeikommt, hat nur Augen für ein Feld in voller Blüte. Schnittblumen? Mitnichten. Das ist der Mohn für Biofarm.
Es sei schon fast zu grün für ihn mit dem vielen Regen hier, relativiert Christian Feller die Begeisterung. Auf die Besucherin wirkt die Landschaft mit traumhaftem Blick auf Thurtal und Alpstein überwältigend. Am Richwiesenweg bewirtschaftet der Thurgauer den Hof in vierter Generation. In der kleinen Gemeinde mit etwas über hundert Seelen, unweit des Bodensees, ist er aufgewachsen. «Von den drei Kindern war ich immer schon der Bauer in der Familie.» Der Urgrossvater war vom Bernbiet hierher ausgewandert, und die Ausrichtung des Familienbetriebs ist seither dieselbe geblieben mit Milchwirtschaft, Ackerbau und Kernobst. Auch wenn der Urenkel nicht an diesem Erbe rüttelte, so hat er dennoch etwas mit der Tradition gebrochen. «Auslöser waren die Kühe», erzählt Christian Feller. «Viele Milchbetriebe haben wegen des Preiszerfalls ganz aufgehört, andere haben sich zusammengeschlossen und vergrössert.» Einige Schritte hinüber zum Laufstall zeigen: Seine prächtigen Braunvieh-Milchkühe bedeuten ihm viel. Wie andere Umstellbetriebe in der Region hat er trotz ursprünglicher Bedenken den Schritt zur Bio-Knospe gewagt. Schon vorher sei der Betrieb in mancher Hinsicht Bio gewesen, sagt er. Trotz der Preisschwankungen im Biomilchsektor sah Christian Feller Potenzial für sein Obst. «Biolandbau gibt zwar mehr Arbeit, aber er bringt auch mehr Qualität, einen fairen Preis und mehr Zukunftsperspektiven», hält er fest.
Machen, was Freude bereitet
Christian Fellers knackige, aromatische Bio-Äpfel sind gefragt. Als er an der ersten Bioveranstaltung für Umstellbetriebe teilnahm, kam er auch mit Biofarm in Kontakt. «Sie arbeiten schön leise», lobt er die Genossenschaft, «und sie machen das Beste aus den Produkten. Immer finden sie auch einen Platz für die weniger schönen, aber trotzdem verwertbaren Exemplare.» Der Obstbauer schätzt zudem, dass er seine Ernte direkt in das nur zwei Kilometer entfernte Leimbach ins Lager- und Kühlhaus von Biofarm fahren kann. Frischer, kürzer, unkomplizierter geht’s kaum. Bis es im Herbst soweit ist, sind Beobachten, Können und Pflege gefragt. «Das Ausdünnen ist recht tricky», bemerkt der Thurgauer, «denn man muss die überzähligen Äpfel entfernen, damit es nicht zu viel und nicht zu wenig werden.» Gewöhnlich neigen Apfelbäume nämlich dazu, ein Jahr viele und im Folgejahr wenige Früchte zu tragen. Diese sogenannte «Alternanz» kann der Biobauer durch geschicktes Auslichten ausgleichen. Während eine solche Regulierung im konventionellen Obstbau mit chemischen Mitteln erfolgen darf, ist dies im Biolandbau tabu. Christian Feller erklärt: «Alle Handbreit hängt ein Apfel oder zwei, und im Herbst soll der Behang so sein, dass alle Äpfel gut vom Baum versorgt sind.»
Ernten in reiner Handarbeit
Das Online-Schorfwarnsystem RimPro, das ihm Wetter- und Temperaturdaten liefert, unterstützt ihn, gegen die gefürchtete Krankheit vorzubeugen. Mit einer «rechten Portion Mist und Gülle» erhalten seine Bäume genügend Nährstoffe. Im Frühling fährt ein Kollege mit seinem Hackgerät durch die Baumreihen. «Das Hacken setzt Stickstoff frei, der dem Baum zu Gute kommt und ihn besser atmen lässt, und wenn ich das Gras fleissig mähe, kommen weniger Mäuse», erklärt er. Rund um die Bäume entfernt er jeweils die Grasbüschel von Hand und schwärmt: «Unter dem Baum haben wir den schönsten Boden, der lebt und riecht besonders gut nach Erde.»
Ab Anfang September beginnt die Ernte. Das ist reine Handarbeit. Christian Fellers Frau Rachèl Hartmann, seine Eltern Ernst und Regula und einige pensionierte Helferinnen sind mit von der Partie. Den Anfang macht Elstar. Diese in die Jahre gekommene Sorte will er roden und künftig auf Bonita setzen, eine neue, schorfresistente Kreuzung zwischen Topas und Pink Lady. Mitte Oktober kommt dann Braeburn als Letzte in die Harassen. Wir nehmen Abschied unter dem Rubens-Baum. Seit 2004 wächst der Südtiroler hier. Es ist des Obstbauers Lieblingsapfel. Das frische Aroma und den süssen Geschmack verdankt er seiner Kreuzung aus den Sorten Gala und Elstar. Frisch mag ihn Christian Feller am besten – wie alle seine Äpfel. «Bei uns im Thurgau gibt es Apfelmus fast jeden Tag», scherzt er, «sogar zur Pizza.»
Autorin: Sabine Lubow
Dazugehörige Produkte
Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick Biohof Eichhof
Biohof Feller
Christian Feller (1970) und Rachèl Hartmann (1976)
Hofübernahme: 2004
Umstellung auf Bio: 2018
- Landwirtschaftliche Nutzfläche 18 ha
- Ackerbau: Mais und Weizen
- Grünland: Kunst-, Natur- und Ökowiesen, Weiden
- Hochstamm-, Niederstamm- und Spindelobstbäume: Elstar, Boskoop, Braeburn, Gala, Rubens
- Tiere: 30 Braunvieh-Milchkühe.
Impressionen









